Sie bauten eine neue Stadt

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 28.06.2015

Wenn von den ersten Jahren der Nachkriegszeit die Rede ist, fällt unweigerlich das Wort „Wiederaufbau“.

Ein irreführender Begriff, denn die Architekten und Städteplaner wollten eben dies nicht. Alte Strukturen, historische Gebäude, kleinteilige Stadtgrundrisse – all das kam auf den Prüfstand und wurde unter dem Gesichtspunkt der „autogerechten Stadt“ neu bewertet. Pforzheim ist eine Stadt, die nach 1945 so konsequent wie sonst keine andere in Deutschland den modernen Gesichtspunkten der Stadtgestaltung gefolgt ist.

Dabei kam den Städteplanern und Architekten durchaus entgegen, dass innerstädtisch nach dem verheerenden Bombenangriff vom 23.2.1945 nur noch wenige Gebäude erhalten waren: Der überwiegende Teil war beschädigt oder ein Totalverlust. Unter diesen Vorzeichen wurde die Zerstörung als Chance für einen Neubeginn in Pforzheim verstanden. Dem fielen zahlreiche Straßen zum Opfer, kleine Parzellen wurden zu größeren Bereichen zusammengelegt und an anderer Stelle Schneisen geschlagen, um den Verkehr möglichst ungehindert fließen zu lassen.

Anlässlich der 70. Wiederkehr der Zerstörung beleuchtet die Ausstellung, die INKA-Kunstredakteurin Dr. Chris Gerbing kuratiert hat, die ersten Nachkriegsjahre und das Ringen um eine neue, moderne Stadt Pforzheim. Dass es kein planloses Vorgehen war, sondern ein Entscheidungsprozess, der getragen wurde von Architekten und Städteplanern, die kompromisslos modern dachten, das wird ebenso deutlich wie die Schwierigkeiten, die daraus – bis heute – erwachsen. -rw

Eröffnung: So, 28.6., 11 Uhr, Einführung: Dr. Chris Gerbing, bis 20.2.2016, Stadtmuseum Pforzheim-Brötzingen

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