„Sound Art“ und Dieter Meier im ZKM

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 12.06.2012

Ein Rundgang mit Friedemann Dupelius.

„There are no earlids“ – wir haben keine Ohrenlider, hat der kanadische Komponist und Klangphilosoph Raymond Murray Schafer einmal trefflich festgestellt. Ob wir wollen oder nicht, Klang umgibt uns immer und wir können ihn nur schwer ausblenden. Ein hundertprozentig stiller Raum existiert nicht – erst recht nicht im ZKM_Medienmuseum, wo seit Mitte März die Ausstellung „Sound Art – Klang als Medium der Kunst“ läuft.

Neben offenen Ohren sollte man auf jeden Fall Zeit mitbringen, um sich die üppige Soundschau zu erschließen. Mehr als 80 Exponate aus über 60 Jahren Klangkunst sind in verwinkelter, zum Entdecken einladender Anordnung aufbereitet. Und meist sind sie zu interessant, zu eindrucksvoll, als dass man alles mal eben im Vorübergehen mitnimmt. Überall stehen, hängen und verstecken sich tönende Objekte, die zum Teil richtig lebendig wirken.

Wie von Geisterhand bewegen sich an die Wand gehängte Papierbögen und rascheln dabei sanft (Alvin Lucier – „Sound on paper“), wenig weiter zirpen scheinbare Pflänzchen aus Dutzenden Mini-Lautsprechern, die sich von allen Seiten an einem weißen Quader emporräkeln (Robin Minard – „Silent Music“). In Bernhard Leitners „Tonliege“ kann man sich entspannt von tiefen, umherwandernden Klängen vereinnahmen lassen, während andere Kunstwerke erst durch aktive Partizipation erfahrbar sind: Christina Kubischs von der Decke hängende „Wolken“ aus roten, verknäuelten Kabeln klingen erst, wenn man sich mit einem speziellen Kopfhörer ausgestattet um sie herumbewegt. Und dann macht das richtig Spaß.

Die Klangkunst ist mit vielen anderen Genres verwoben: Mal entspringen die gezeigten Kunstwerke der zeitgenössischen oder elektroakustischen Musik, teils offenbaren sie einen Fluxus- und Aktionskunst-Hinter­grund, aber auch aktuelle Medienkunst (zum Beispiel „Tweetspace“ von Anselm Venezian Nehls und Tarik Barri) und Popkultur fließen mit in „Sound Art“ ein. Ähnlich vielseitig ist der Schweizer Künstler Dieter Meier, dem sich mit „Works 1969-2011“ eine kleine Sonderausstellung widmet.

Der Ex-Popstar, heutzutage hauptberuflich Biobauer, Winzer und Rinderfarmer in Argentinien, überraschte bei seinem Konzert Anfang Mai im ZKM mit folkig anmutender Band-Besetzung und schrägen Geigensounds. Von seiner Band Yello war da nicht mehr viel übrig. Mehr davon in Bild und Ton, dazu minimalistische Zeichnungen, Kurzfilme und Dokumentationen von Meiers absurden Aktionen gibt’s dafür im Medienmuseum. Das wohl selten so klangvoll war wie dieser Tage. -fd

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