Udo Schürmer
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 17.02.2010
Er ist Galerist, Regisseur und Intendant der Ettlinger Schlossfestspiele.
Seit 25 Jahren ist der in Klagenfurt (Österreich) geborene Udo Schürmer als Regisseur tätig, hat seit 2007 sehr erfolgreich die Intendanz der Ettlinger Schlossfestspiele inne, wo er auch inszeniert, und ist so nebenbei auch für Karlsruhe ein Glücksfall. Denn seit Ende 2009 ist seine hochklassige, vormals Kunstraum 12 benannte Galerie Schuermer von Ettlingen in die Karlsruher Südstadt gezogen, wo nach der Eröffnungsausstellung mit dem Berliner Künstler Paul Deters nun eine spektakuläre Kooperation mit dem Museum Ettlingen folgt.
Während im Ettlinger Schloss die faszinierenden Riesen-Holzskulpturen von Andreas Kuhnlein im Schlosshof ausgestellt sind, präsentiert die Galerie Schuermer nun erstmals in der Südstadt kleine und mittlere Skulpturen des inzwischen international in der ersten Liga spielenden Künstlers aus dem Chiemgau. Jetzt wurde Udo Schürmer, der zwischenzeitlich auch am Theater Baden-Baden das künstlerisch wie besuchertechnisch äußerst erfolgreiche Musical „Lucky Stiff“ inszenierte, auch noch als Oberspielleiter Schauspiel an das Theater Lüneburg berufen.
Wie geht das alles zusammen? Selbst für einen kulturellen Freischärler, der es gewohnt ist, „vogelfrei“ zu arbeiten? Udo Schürmer lacht entspannt beim Gespräch, denn er weiß mit Michael Junga einen auch filminteressierten Partner für seine Galerie um sich, der nicht nur zu den regelmäßigen Öffnungszeiten vor Ort ist, sondern auch konzeptionell und eher im Hintergrund die Strippen zieht. „Für die Arbeit in Ettlingen werde ich freigestellt“, plaudert er aus dem Nähkästchen des Freiberuflers, „Michael Junga hält mir in Sachen Galerie den Rücken frei, er war ja lange Zeit in München als Geschäftsführer der renommierten Galerie Ruetz, die auch auf der art Karlsruhe vertreten ist, tätig und ist ein ausgewiesener Kenner zeitgenössischer Kunst.“
Junga ergänzt: „Generell stellen wir nur aus, was wir wirklich gut finden, wir wollten beispielsweise mit Deters bewusst einen auch sozialkritischen Künstler präsentieren. Wer sich was Schickes fürs Ledersofa leisten will, kauft sich natürlich was anders. Aber die Resonanz auf die erste Ausstellung in den neuen Räumen war sehr gut, es kamen Kunden aus Mainz, Wiesbaden, München, Stuttgart oder Freiburg. Alle unsere Künstler sind ja überregional tätig, und über Netzwerke funktioniert das gut.“
Auch die Planungen für die nächsten Ausstellungen laufen bereits auf vollen Touren: Die Galerie zeigt parallel zu Kuhnlein neueste Arbeiten von Martina Frankenberger, sehr ästhetische Landschaften, die pudrig auf Holz gebracht sind. Ihre Arbeiten wurden auch schon von der Stuttgarter Staatsgalerie angekauft. Udo Schürmer findet es „spannend, dass unsere Künstler in den letzten Jahren eine hohe Wertsteigerung erfahren haben. Da steckt ja auch eine Wertigkeit dahinter. Das betrifft auch unsere kommenden Ausstelllungen: Felix Wunderlich haben wir auf einer Alternativmesse in Berlin entdeckt und in Ettlingen bereits präsentiert. Er malte damals kleine Portraits im Stil alter Meister wie Vermeer oder Rembrandt, aktuell wird er abstrakter und zeigt sich von David-Lynch-Filmen beeinflusst, er malt tragische Figuren mit Hasen- oder Mickymaus-Ohren. Wunderlich zeigen wir im September, danach folgt Tillmann Damrau. Auch hier sind wir stolz, ihn zeigen zu dürfen.“
Schürmer, der nun permanent zwischen Lüneburg, Ettlingen und Karlsruhe pendelt, macht der Theaterstress offenbar Spaß. „Die ersten Jahre in Ettlingen liefen sehr gut, wir hatten letztes Jahr eine Besuchersteigerung von über 7.000 und insgesamt circa 40.000 Zuschauer. Mein Vertrag läuft noch bis 2012, dann muss man sehen, wie es weitergeht. Jetzt stehen erst einmal in Ettlingen die künstlerischen Vorbereitungen, das Casting, Ausstattungsgespräche und die Ensemblezusammenstellung im Vordergrund“, meint der Theatermacher, der sich besonders auf das selbstinszenierte Musical „Dracula“ freut: „Das Ensemble steht, das Stück wurde bislang wenig gespielt.
Es stammt von Karel Svoboda, dessen bekanntestes Lied sicherlich die „Biene Maja“ ist. Das Stück beginnt im 14. Jahrhundert, ein Kloster wird gebrandschatzt und Dracula von einem Priester zum ewigen Blutrausch verflucht. Im 2. Akt will sich dann im 19. Jahrhundert eine Bekannte Geld von ihm leihen, der 3. Akt spielt in einem modernen Spielcasino, in das eine Rockergang einfällt, und Dracula verliebt sich in eine Rockerbraut...“ Auch die weiteren Stücke wie die Moliere-Komödie „Tartuffe“, inszeniert von Christoph Roos (u.a. Staatsschauspiel Dresden), „Urmel aus dem Eis“, das Sabine Bahnsen inszeniert, oder „Die große Erzählung – Die Odyssee in einer Stunde“, ein Jugendstück von Bruno Stori, sind Geschichten mit packendem Inhalt für die jeweilige Zielgruppe.
Schürmer, der in den letzten Jahren auch am Pfalztheater Kaiserslautern oder dem Stadttheater Braunschweig arbeitete, sieht die neue Herausforderung in Lüneburg nicht nur sportlich, sondern substanziell spannend: „Dort gibt es ein Dreispartenhaus, das Jugendtheater wird komplett neu aufgebaut. Es ist einfach anregend für die Sinne, wieder einmal komplett in eine andere Richtung gehen zu können, kontinuierlich an einem festen Haus zu arbeiten, das Ensemble neu aufzubauen – und natürlich kann ich dort auch andere Stücke als in Ettlingen spielen.
Dort muss man in erster Linie schauen, dass die Stücke funktionieren. In Lüneburg dagegen kann man auch mal weniger populäre Stücke spielen und versuchen, die Besucher zu neuen Dingen zu verführen.“ Hajo Fouquet, Intendant in Lüneburg, fasst seine Meinung über Schürmer schön, kurz und schmerzlos zusammen: „Ich kenne ihn seit Jahren, habe viel von ihm gesehen. Er ist für mich der ideale Partner für dieses Haus. Er weiß, was wichtig ist für das Publikum, hat aber auch den Blick über den Tellerrand und ist nicht nur gefällig.“ -rowa
www.galerie-schuermer.de
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