Vielfältiges Kräftespiel
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 08.06.2008
Mit schweren, lauten Geräten fräst Thomas Meier-Castel Spuren in Metallplatten.
Die großen Formate passen wörtlich wie auch übertragen in keine Schublade. Er druckt in seinem Lothringer Atelier an einer eigens dafür gebauten Presse, und es gibt immer nur einen Abzug dieser meist mehrteiligen Radierungen. Die größte ist drei mal vier Meter und hängt derzeit in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, die dem außergewöhnlichen Künstler eine Einzelausstellung unter dem Titel "Kräftespiel" widmet.
Am Boden liegen bearbeitete Kupferplatten, auf denen manches, was später im Druck hervorsticht, mit bloßem Auge kaum sichtbar ist. Die mit Kaltnadel oder Schleifmaschinen hineingeritzten Linien überzieht der Künstler mit schwarzer Farbe oder auch mit Altöl. Manche Stellen verwischt er zu schimmernden Grautönen, während andere Bereiche durch harten Hell-Dunkel-Kontrast magische Plastizität gewinnen.
Sich verknotende Linien schweben durchs Geäst, ausgefranst, mit Lichthöfen versehen, wie wirbelnde Netze voller Tentakel, inspiriert von den verschlungenen Fischernetzen an den Molen einer französischen Hafenstadt. Häufig arbeitet Meier-Castel vor Ort. 1998 zog es den heute 58-Jährigen mit seinem Faible für Industrieanlagen beispielsweise nach Leuna.
"Ich habe mir den glitzernden, rauen Boden angeschaut, die Platten ans Auto gebunden und sie darüber geschleift", beschreibt Meier-Castel. Diese Spuren bearbeitete er später im Atelier mit Stahlbesen, Flex und Schlaghammer. Es entstanden Serien, in denen sattes undurchdringliches Schwarz an den Rändern in markante Verflechtungen austräufelt. Der malerische Charakter bleibt auch bei Arbeiten wie "Fog-Banks" erhalten: Mit schweren, lauten Geräten fräst Thomas Meier-Castel Spuren in Metallplatten.Die lothringischen Nebelbänke im Morgengrauen abstrahiert der Künstler zu atmosphärischer Dichte. -ub
www.kunsthalle-karlsruhe.de
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