ZKM: Janine Burger im INKA-Interview

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 29.07.2024

Janine Burger (Foto: Felix Grünschloß)

Kunstvermittlung im Prozess.

Janine Burger leitet seit 2006 die Museumskommunikation im ZKM und ist damit für jede Form der Vermittlung im Haus zuständig: ob Führung, Workshop oder Ferienprogramm, vom Kindergarten an bis ins hohe Alter. Stella Braasch traf sie in der aktuellen Ausstellung „Black Flags“.

INKA: Seit 1992 schon bist du im ZKM tätig, damals parallel zum Studium. Neben Kunstwissenschaften und Medientheorie hast du die Künste mit Malerei und Fotografie auch ganz praktisch studiert. Was bedeutet für dich Vermittlung? Was ist das Herz der Museumskommunikation?
Janine Burger: Danke, dass du beide Namen einbringst. Als mein Vorgänger Bernhard Serexhe den Begriff prägte, war noch „Museumspädagogik“ geläufig, wo immer etwas Lehrmeisterliches mitschwingt. Dies rauszunehmen und den Besuchern auf Augenhöhe zu begegnen, ist für mich zentral. In dieser Art der Vermittlung geht es nicht nur um das Wissen über die Kunstwerke und ihre Einbettung in die aktuelle Zeit oder Geschichte, sondern gemeinsam zu entdecken, was gerade relevant ist. Den Funken Begeisterung für die Dinge, die wir mit Herzblut zusammentragen, überspringen zu lassen und zum eigenen Denken anzuregen und neue Positionen in der Kunst zu entdecken – darum geht es.

INKA: Was wird jetzt speziell im Sommer angeboten?
Burger: Ich freue mich besonders über die zweite Ausgabe von „Coole Kunst an heißen Tagen“, eine Kooperation mit der Städtischen Galerie und Kunsthalle. Wir Vermittler sind im engen Kontakt und so entstand bereits 2023 die Idee, ein gemeinsames Sommerprogramm zu Beginn der Ferien anzubieten. Eine Woche lang gibt’s vormittags einen Workshop für Acht- bis Zwölfjährige mit Anmeldung und nachmittags einen Open Space, wo die Kinder und Jugendliche einfach so hinkommen können. Bei der „Kamuna“ am Sa, 3.8., werden die Ergebnisse davon abends in der Jungen Kunsthalle sichtbar!

INKA: Hast du Lieblinge unter den vielfältigen Formaten?
Burger: Besonders mag ich den Workshop, wenn wir Theremine bauen, das Musikinstrument, was ohne Berührung funktioniert. Auch die Reihe „Kitchen Ferm Lab“, die während der Pandemie von Fanny Kranz und Max Kosorić ins Leben gerufen wurde, mag ich sehr. Auch ist natürlich toll, wenn wir richtig „fett“ in den Ausstellungsraum gehen können. Da haben wir Glück bei der Zusammenarbeit im Haus, denn wir machen das seit bestimmt 15 Jahren, in anderen Häusern ist das noch nicht so lang. „Open Codes“ war z.B. ein Bildungsexperiment mit künstlerischen Positionen. Auch vergangenes Jahr hatten wir mit dem „A Space“ neben Willam Forsythe einen ganzen Lichthof zur Verfügung – das macht unglaublich Spaß!

INKA: Alistair Hudson legt mit seinem holistischen Ansatz auch einen besonderen Fokus auf partizipative und offene Ausstellungsformate. Seid ihr dadurch verstärkt in die Kuration involviert?
Burger: Auf jeden Fall. Wir sind eng eingebunden und arbeiten u.a. seit einem Jahr an der Entwicklung der Ausstellung „Fellow Travellers“ mit, die Ende September eröffnet. Wir sitzen gerade zwischen Lichthof 8 und 9, unter der Lichtbrücke. Dieser Bereich wird das „Useum“, der Ort, wo Vermittlung stattfindet. Arbeiten von „Arte Útil“ und weitere künstlerische Positionen, die dem „Nutzen“ für die Gesellschaft verbunden sind, stoßen direkt an den Bereich an. Wir werden aktiv Menschen einladen, ihre Ideen einzubringen, vielleicht haben sie noch nicht von „Arte Útil“ gehört, aber ihr bestehendes Projekt passt super dazu? Die Vermittlung liegt damit in der Mitte, wie das Herz, das wird sehr spannend!

„Coole Kunst an heißen Tagen“: 29.7.-2.8., 9-13 Uhr (8-12 Jahre, mit Anm.); „Open Space“ für Kinder & Jugendliche: 31.7.-2.8., 13.30-17.30 Uhr; Familienworkshops „Robot-Holidays mit Thymio Robotern“, 11.8. + „Calliope Family“, 1.9., 11-16 Uhr; „Reflection Lab“, August & September: Fr, 14-18 Uhr, ZKM, Karlsruhe; Anm. & Anfr.: workshops@zkm.de

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