„Kunst findet Stadt“ 2023 feat. Nevin Aladağ – „Public Resonator“

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 03.08.2023

Das BBE-Sommerprojekt „Kunst findet Stadt“ geht in die vierte Runde.

Seit Mitte Juli verwandelt die in der Türkei geborene, in Stuttgart aufgewachsene und heute in Berlin lebende Künstlerin und 2017er „Documenta“- sowie „Venedig Biennale“-Teilnehmerin Nevin Aladağ den Baden-Badener Kurgarten unterm Titel „Public Resonator“ in einen 24-Stunden-Soundspace, der BürgerInnen wie Gäste der kosmopolitischen Schwarzwaldstadt zum kostenlosen Partizipieren einlädt. Dabei schöpft Aladağ immer wieder aus den Quellen ihrer vielgestaltigen Biografie.

Die Teppiche aus aller Welt im Portikus des Kurhauses mitsamt dem Casino lassen collagenartige horizontal angelegte Bilderstrecken entstehen und transformieren das eindrucksvoll-repräsentative Bauensemble mit einem ironischen Augenzwinkern in eine Art Basarsituation samt aller vielfältigen Verheißungen. Die bunten „Color Floating“-Lampen unter den Decken der angrenzenden Palisaden aus verschiedenfarbigsten Feinstrumpfhosen erinnern derweil an ornamentale Strukturen. So verwandelt Aladağ den Kurgarten in einen sinnlich gestalteten Kunstort – und einen erfahrungsreichen! Denn sie hat ein feines Gespür dafür, was Menschen verschiedener Herkünfte und Hintergründe, unterschiedlicher Geschlechter und Generationen, Sprachen und Religionen zusammenführt: die Musik.

Eigens für Baden-Baden entwickelte Aladağ daher ihre erste bespielbare Skulptur für den Außenraum in Form eines in die spezifische Topografie des Kurgartens eingepassten Soundensembles. Ins Zentrum der von streng klassizistischer Architektur eingefassten Parkszenerie platziert sie eine bühnenartige Situation, die zum Verweilen und Betrachten der opulenten Blumen- und Pflanzenarrangements einlädt; gleichzeitig animiert die bizarr-futuristische zwei Meter hohe Soundskulptur „Public Resonator“ mit ihrer großen Hohlkugel als Resonanzraum, in die verschiedenste Instrumente eingearbeitet sind, aber zum Interagieren: Trommeln und Tuben, Flöten, Saiten, Tasten und eine Chime fügen sich zu einem surrealen Soundkörper zusammen, an dem Profis wie Laien und Menschen aller Altersklassen sich gleichermaßen akustisch und musikalisch erproben und erfahren können; ob gemeinsam und konzertant oder als individuelle und unkontrollierte Soundproduktion – durchaus auch mal an der Grenze zum Lärm! Diese u.a. das Vokabular der Klassischen Moderne zitierende Arbeit mitten auf der Wiese wird ergänzt durch eine „Pattern Kinship Cloud“ in Form einer flachen wasserstrahlgefräste Corten-Stahlplatte, in die Ornamente nach natürlichen Vorbildern eingearbeitet sind.

Das Projekt „Public Resonator“ wird von einem umfangreichen und ebenfalls kostenlosen Rahmenprogramm begleitet; dazu zählen u.a. Kuratorenführungen mit Beirat Johann Haehling von Lanzenauer (Do, 3.+10.8., 18 Uhr) sowie Musikperformances auf der Kurhaus-Wiese am titelgebenden Kunstobjekt vom Progressive-Synth-Pop-Quartett Maha Pudma (Sa, 12.8., feat. Fadhel Boubaker; Sa, 19.8., 18+19 Uhr). -pat

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