Afrob, der „König ohne Land“, im INKA-Interview

Popkultur // Artikel vom 19.09.2024

Afrob (Foto: Janick Zebrowski)

Im INKA-Interview: 25 Jahre zwischen „Reimemonster“ aus dem Debüt „Rolle mit Hip-Hop“ bis zum achten Studio-Release „König ohne Land“.

Das heißt: Afrob geht auf Jubiläumstour. Patrick Wurster hat ihn dazu befragt.


INKA: Du hast mal gesagt, mit Ende 40 möchtest du nicht mehr auf der Bühne stehen. Und auch auf dem aktuellen Album klingt das reflektierte Gedankenmachen über die eigene Relevanz und ein Karriereende hier und dort an wie in „Meine Bestimmung“ oder „Daumen hoch“. Müssen sich die Afrob-Fans gefasst machen, dass du dich in absehbarer Zeit umorientierst? Hast du schon einen Masterplan fürs Danach – voller Fokus auf dein Label One Shotta Records?

Afrob: Es gibt einen groben Zeitplan, wie das Karriereende aussehen kann. Das verschiebt sich aber immer wieder um ein bis zwei Jahre. Es geht hierbei nicht um mein Alter, eher darum, wie lange ich das schon mache: von der Schule auf die Bühne. Das, was ich danach bzw. nebenbei mache, hat hoffentlich nichts mit der Unterhaltungsbranche zu tun!

INKA: Siehst du dich (nicht nur nach außen auf dem Plattencover) selbst als der „König ohne Land“, an den nach einem Vierteljahrhundert im Game zu wenig Props rausgehen? Wie bleibt man als jemand, der seit Ende der 90er so viel Impact aufs Rapgenre hat, auch nach 25 Jahren voll akzeptiert und wie siehst du die dir nachgefolgten (Boom Bap-)Generationen, vor allem den Karlsruher Haze?
Afrob: Frag jeden Rapper und er wird dir sagen, dass er zu wenig Props bekommen hat! Ich denke, ich habe einen super Job gemacht. Man kann sich auf mich verlassen. Ich bin integer, glaubwürdig und greife nicht immer nach oben. Man muss viel über sich wissen, damit man auch versteht, wie Leute auf einen reagieren. Das ist die erste Regel! Ansonsten sind es gute Alben und gute Liveshows. Und das Vertrauen, dass die Leute den Unterschied wahrnehmen. Es ist zu 80 Prozent eine Charakterfrage, der Rest Talent und Marketing. Haze bester Rapper! Eine Ehre, dass er mit „Stein auf Stein“ auf meinem Album „Abschied von Gestern“ ist!

INKA: Was erwartet dein Publikum beim Jubiläumskonzert im Substage?
Afrob: Keine Lichtershow, kein Konfetti, kein Las Vegas – einfach nur ein MC, ein Mic und ein DJ. Und einen Haufen voller Hits im Gepäck. Einfach nur geil! Ich habe das entspannteste Publikum mit lauter Musikliebhabern. Nie Stress, immer gute Stimmung und safe.

INKA: Aufgewachsen bist du in Braunschweig, Karlsruhe und Stuttgart, wo deine Rapkarriere als Feature-Artist von u.a. Massive Töne ins Flowen kam – spielte auch Karlsruhe in deinem (musikalischen) Werdegang eine Rolle und verbindet dich heute überhaupt noch etwas mit der Fächerstadt?
Afrob: Fidelitas, Leopoldschule, Kriegsstraße, Moningerstr. 21, Winnie Schäfer.

INKA: Mit „Flüchtling4Life“ gab’s 2019 eine desillusionierende Bestandsaufnahme. Du hast dich zu diesem Thema über die Jahre bereits deutlichst und mehr positioniert als viele andere. Im Intro zum aktuellen Album sprichst du aus der Zeitkapsel und bezeichnest die Menschen deiner Gegenwart „Zwanzigzwodrei“ als „absolut verrückt und wahnsinnig“, als „Getriebene und Kranke, an denen das Leben vorzieht“. Wie schaut der Ex-„Brothers Keeper“ als „Rapper mit Stand“ auf die aktuelle Lage im Land – gar nicht mal unbedingt, was den Rassismus anbelangt?
Afrob: Wir können so nicht weitermachen! Alle sind unzufrieden. Das Misstrauen unter den Menschen macht mir Sorge. Und lässt nichts Gutes erahnen. Wir brauchen eine Idee von diesem Land, in der sich alle wiederfinden und man gemeinsam anpacken kann! Sonst: Gott steh uns bei!

Do, 19.9., 20 Uhr, Substage, Karlsruhe
Tickets: tickets.inka-magazin.de

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