IG Clubkultur: Offener Brief zur neuen Corona-Verordnung

Clubkultur // Artikel vom 28.06.2021

Offener Brief der Interessengemeinschaft Clubkultur Baden-Württemberg an Ministerpräsident Kretschmann, Ministerin Bauer, Minister Lucha, Staatssekretärin Olschowski, Staatssekretärin Dr. Leidig und die Landtagsabgeordnete der Fraktionen Grüne, CDU, SPD und FDP, in dem eine Nachbesserung der jüngsten Corona-Verordnung gefordert wird.

 

Baden-Württemberg, 28.6.2021

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmann,
Sehr geehrte Frau Ministerin Bauer,
Sehr geehrter Herr Minister Lucha,
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Olschowski,
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dr. Leidig,
Sehr geehrte Abgeordnete,

mit großem Verwundern haben wir die heute in Kraft tretende Verordnung zur Kenntnis genommen, in der zum allerersten Mal seit März 2020 eine Öffnung von Clubs in Aussicht gestellt wird. Die damit verbundenen Bedingungen sind jedoch alles andere als angebracht und bieten nach wie vor keine umsetzbaren Öffnungsperspektiven für Clubs und Diskotheken.

Seit Beginn der Pandemie bieten Kulturbetriebe und hier insbesondere Clubs und Spielstätten ihre Mithilfe an, sichere und durchdachte Konzepte zu erarbeiten um einen coronakonformen Spielbetrieb zu ermöglichen. Die am 25.6.2021 beschlossene Richtlinie, die in Clubs und Diskotheken eine Person auf 10 qm unter dem Vorbehalt der Ergebnisse von nicht genauer definierten Modellversuchen erlaubt ist ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die seit über 15 Monaten versuchen, ihre eigene Existenz zu sichern und gleichzeitig mit Optimismus und Zuversicht Alternativkonzepte und Öffnungsszenarien planen.

Während nun alle anderen Branchen großzügigen Lockerungen ausgesetzt sind, wird das Nachtleben weiterhin massiv beschränkt und de facto unterbunden. Diese Ungleichbehandlung ist nicht mehr zu vermitteln.

Daher bitten wir Sie heute um eine dringend notwendige Überarbeitung der neuen Verordnung sowie die Einleitung begleitender Maßnahmen:

  • 3G-Nachweis & Kapazitäten: Wir haben volles Verständnis für den 3G-Nachweis, eine Kapazitätsbeschränkung muss aber prozentual und nicht per Quadratmeter erfolgen – wir fordern dass die Verordnung dahingehend angepasst wird.
  • Präzisierung der Modellversuche: Welche Ergebnisse sind benötigt, um Clubs und Spielstätten realistische und umsetzbare Lockerungen zu ermöglichen?
  • Tanzen im Freien: Clubs und Diskotheken zu gestatten, unter freiem Himmel sowie der „3G-Regel“ Tanz zu ermöglichen.
  • Dialog mit der Clubkultur: Als Interessengemeinschaft mit einer großen Expertise in der hiesigen Clublandschaft und Nachtkultur im ganzen Land bieten wir hier unsere Zu- und Mitarbeit an, realistische  Öffnungsszenarien zu erarbeiten.

Mit der bisherigen Regelung verlagert man das Feiern in den unkontrollierten illegalen/privaten Bereich und zeigt großes Misstrauen gegenüber einer ganzen Branche. Wir wünschen uns eine nachvollziehbare Erklärung, die im Detail erläutert, wieso private Feiern mit der expliziten Bekanntmachung, dass hier sogar tanzen mit bis zu 200 Personen erlaubt ist, sowie Konzerte ein geringeres Infektionsrisiko bergen, als  öffentlich in einem Club mit durchdachtem Hygiene-Konzept und in den allermeisten Fällen sogar Lüftungsanlagen um gebildete Aerosole schnell und effektiv abführen zu können. Für die meisten Clubs bedeutet die „Ein Besucher pro zehn Quadratmeter“-Regelung bei der Durchführung eine Veranstaltung mit zehn bis 20 Leuten zu planen und ist somit wirtschaftlich keineswegs tragbar.

Wir sind Teil der Lösung – nicht das Problem.

Freundliche Grüße
IG Clubkultur Baden-Württemberg
Anna Blaich, Zora Brändle, Franziska Gremm, Steffen Herbrik, Theresa Kern, Jule Landenberger, Nils Runge, Marius Hausberger, Florian Seiler, Simon Waldenspuhl

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