Kammerflimmer Kollektief – „Schemen“ & Fred und Luna – „Im Fünfminutentakt“

Popkultur // Artikel vom 21.07.2023

Zweimal neue Alben aus der „Karlsruher Musikecke“.

In dieser hatte die Zeitschrift „De Bug“ vor locker 15 Jahren Âme und das Kammerflimmer Kollektief verortet, und damit war sie auch schon für voll befunden, so meine schemenhafte Erinnerung. Statt Âme (schon lange in Berlin) hat jetzt Rainer Buchmüller mit seinem Projekt „Fred und Luna“ den Platz in der Musikecke eingenommen – der elektronisch-verspielt-verspulten zumindest.

Apropos schemenhaft: „Schemen“ heißt das neue Album des Kammerflimmer Kollektiefs. Es ist das erste überhaupt auf Karlsrecords – zuvor hatte es nur eine EP (2007) und 2019 ein Sound-Poesie-Hörspiel auf dem von Thomas Herbst in Karlsruhe gegründeten und auch schon längst in Berlin situierten Label gegeben. Das Trio aus Heike Aumüller, Johannes Frisch und Thomas Weber tut, was es am besten kann: So klingen wie nur das Kammerflimmer Kollektief klingt, sofort distinguierbar in seinen verschwommen-verzogenen, aber nie uferlosen Soundschwänken – und trotzdem wieder anders, so lassen sich in den Nuancen und Strukturen die Schemen der 2020er Jahre erkennen.

Mehr Brüche und noch mehr Reibung als sonst, vielleicht aber auch noch mehr Gefühl und Wärme, weil wir das alles dringend brauchen. Davon kann auch Rainer Buchmüller aka Sugar Ray Buckmiller aka Fred und Luna nicht genug bekommen. Für gewöhnlich findet er sein warmes Glück in genügsam-plinkerndem Krautelektronik-Sound. Doch schon die im Februar erschienene EP „Gold / Mach was du willst“ verwies auf mehr, war stark von früher Neuer Deutscher Welle inspiriert.

„Im Fünfminutentakt“ wechseln auf dem gleichnamigen Album (kommt wie die EP auf Compost) die Einflüsse und Genres – auch lupenreiner Electro, direkt aus der Spalte zwischen Cybotron und Kraftwerk, lässt sich da vernehmen. Die nüchternste Stimme der Dancemusic-Geschichte lädt ein: „Tanz mit mir“. Okay, gerne. Auf in die Karlsruher Musikecke. Es sind noch ein paar mehr da. -fd

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