Was tut sich eigentlich... im Substage
Popkultur // Artikel vom 12.06.2013
Roger Waltz sprach mit Andi Schorpp und Vivien Avena.
INKA: Ich gebe einfach mal paar Fragen aus der Stadt weiter - was ist eigentlich im Substage los? Sie haben neue Räume, warum halten sie nicht richtig drauf in Sachen Bookings und fetter Bands und erhöhen die Konzertfrequenz?
Andi Schorpp: Ja, ich höre das auch, aber es ist eine erstaunliche Ansicht. Unser Einzugsbereich ist ja nicht viel größer geworden – keiner kann 18 Mal im Monat auf ein Konzert gehen. Wir haben jetzt rund 30 Prozent mehr Kapazität, entsprechend sind auch die Besucherzahlen angestiegen.
INKA: Vermutlich denken viele: Warum machen sie jetzt nicht permanent den neuesten heißen Scheiß?
Vivien Avena: Klar, das höre ich als Bookerin auch. Natürlich bemühen wir uns auch um die heißen Acts. Aber das klappt auch nicht immer wie bei Casper oder Kraftclub, die wir 2012 sofort hatten. Was man auch gerne vergisst: Wir stehen bei bestimmtem Themen, wo es nur ein paar Deutschandkonzerte gibt, in Konkurrenz mit Städten wie Mannheim, Heidelberg oder Stuttgart. Um Dillinger Escape Plan, die im Herbst kommen, haben wir uns zum Beispiel auch schon länger bemüht. Ich denke, wir haben uns schon ganz gut diversifiziert.
Schorpp: Wir haben im Endeffekt nichts verpasst, was wir nicht probiert hätten. Und was bezahlbar für uns wäre.
INKA: Ihr plant einen zweiten kleinen Club?
Schorpp: Die kleine Halle soll 2016 fertig werden. Sie steht schon im Rohbau. Es dauert, auch die Finanzierung ist nicht leicht, zumal uns das Gebäude ja nicht gehört und wir nichts beleihen können. Veranschlagt sind rund 800.000 Euro, alleine 250.000 Euro davon für den Turm mit Fahrstuhl und Barrierefreiheit. Für Letzteres erhoffen wir uns Unterstützung durch die Stadt.
INKA: Wie läuft die Finanzierung?
Avena: Wir sparen, und das verbauen wir direkt.
Schorpp: Wir haben ja nicht solche Zuschüsse, dass wir groß drauflegen könnten. Bei Konzerten bleibt wenn überhaupt ein kleiner einstelliger Prozentbetrag. Wenn es gut läuft. Unsere Mischkalkulation geht auf, weil unsere Partys gut laufen und meist ausverkauft sind.
INKA: Was habt ihr vor im neuen Club?
Avena: Also natürlich Bands, gerne auch mal Singer/Songwriter, die zu klein für die große Halle sind. Im Substage macht’s ab 300 Leuten Spaß – und wir kommen einigermaßen hin. Wir haben dann eine weitere gute Szeneplattform für Aufbauthemen oder wie zuletzt Audiolith-Sachen.
Schorpp: Einfach auch ein Experimentierfeld bieten für ein Spartenpublikum, Avantgarde, mal eine Lesung. Ein bisschen wegkommen von dem Zwang, dass immer viele Leute kommen müssen. Wir können in der kleinen Halle allerdings keine Shows parallel fahren wie zum Beispiel im Tollhaus.
INKA: Wie läuft die Zusammenarbeit?
Avena: Klar gibt es Absprachen – aber auch mal Überschneidungen. Auch „wer war schneller“ kommt mal vor, aber das passt schon. Man trifft sich eben auch im Schlachthofareal. Mit unserem direkten Nachbarn, der Hackerei, gibt es natürlich auch schon rein musikalisch eine größere Schnittmenge. Plüschi macht für uns auch mal ’ne Afterparty, und auch die Schleife „Erst Substage-Konzert, dann Hackerei“ ist gut frequentiert. Aber Plüschi hat es verdient – er hat hier auf dem Gelände absolute Aufbauarbeit geleistet.
Schorpp: Es ist insgesamt eine sehr gute und kreative Atmosphäre und ein gutes Miteinander auf dem Areal. Man kann hier wirklich zusammen was bewegen – und auch mal ein Mischpult über den Hof schieben.
Avena: Klar diskutiert man mal kontrovers. Es zeigt sich aber jetzt auch, dass es von Vorteil war, dass das Gelände langsam gewachsen ist. Alles ist jetzt besser aufeinander abgestimmt.
Schorpp: Am Anfang hatte ich mir auch gewünscht, dass alles schneller geht. Wir hatten zuletzt bei „Ausgeschlachtet“ trotz miserablem Wetter mehr Besucher, darunter viele, die erstmals da waren. Ich denke, es ist auch durchaus Potenzial da, das ganze Areal überregional bekannter zu machen. Unterm Strich gibt es auf dem Schlachthofgelände zusammengerechnet sicher das interessanteste Programm, das man im Südwesten auf einem Fleck erleben kann.
Avena: Wenn man nur aufs Substage schaut, haben wir in der Tat erheblich mehr Publikum von außerhalb, aus dem Schwäbischen oder Frankreich. Hier steckt noch viel Potenzial drin!
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