20 Mio. Euro für „World Games“ trotz Sparhaushalt

Stadtleben // Artikel vom 01.06.2024

World Games (Foto: Stadt Karlsruhe/Bettina Leßle)

„Brot und Spiele“ sicherten dem Römischen Reich über Jahrhunderte die Herrschaft.

In Karlsruhe werden kleinere Brötchen gebacken. Doch mit den „World Games“ will die Stadt 2029 wieder auf die (sportliche) Weltbühne treten. Es wäre nach 1989 das zweite Mal, dass die Wettkämpfe in nichtolympischen Sportarten in Karlsruhe stattfinden. Die Ausrichtung lässt sich Karlsruhe einiges kosten: Während für die Ausrichtung der „World Games“ an anderen Orten etwa 70 Mio. Euro veranschlagt werden, rechnet Karlsruhe gleich mit einem Budget von 90 Mio. Euro. Trotz Sparhaushalts will die Stadt selbst mindestens zehn Mio. Euro zuschießen.

Ob das Geld in Zeiten vermeintlich knapper Kassen nicht an anderer Stelle sinnvoller aufgehoben sei, beantwortet die Stadtverwaltung mit einer ganz eigenen Rechnung: „Die ‚World Games‘ 2029 stehen für sich und konkurrieren nicht mit anderen Veranstaltungen in den Bereichen Kultur, Soziales oder ähnliche.“ Das Gros der Kosten solle vom Land und Bund getragen werden, beruhigte die Stadtspitze auch die Gemeinderäte im April. Doch kommen die Zuschüsse tatsächlich?

Am Tag der Gemeinderatssitzung teilte das Bundesinnenministerium der FAZ noch mit: „Eine Inaussichtstellung konkreter Zuschüsse durch den Bund ist nicht erfolgt.“ Später bestätigte das Ministerium immerhin, dass über mögliche Zuschüsse „zeitnah“ Gespräche zu führen seien. Die Stadt beharrt derweil auch auf INKA-Nachfrage darauf, dass Bund und Land „Zuschüsse in Aussicht gestellt“ hätten, sonst seien die „World Games“ in Karlsruhe nicht realisierbar. Doch selbst mit diesen Zuschüssen fehlen knapp neun Mio. Euro, um die „World Games“ kostendeckend auszurichten. Die Stadt hofft hier auf „ein erfolgreiches Marketing und Sponsoreneinnahmen, Merchandising und weitere Einnahmen“.

Woher dieses Geld kommen soll und auf welcher Grundlage oder Erfahrung damit gerechnet wird, dass diese Einnahmen kommen, konnte die Verwaltung „zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlässlich“ sagen. Erfüllt sich diese Hoffnung nicht, muss der Stadtsäckel also mit fast 20 Mio. Euro geradestehen. Von Sportbürgermeister Martin Lenz werden mit den „World Games“ „erhebliche ökonomische, soziale und infrastrukturelle Vorteile für die Stadt“ ausgemacht. Zumindest zeitweise neue Arbeitsplätze, die Etablierung als Reiseziel und eine Inspirationsquelle für Bewegung könnten die „World Games“ für Karlsruhe bringen, teilt sein Haus mit.

Diese Vorteile sieht längst nicht jede Stadt: Neben Karlsruhe hatte sich mit Hannover weltweit nur eine weitere Stadt für die Ausrichtung der „World Games“ beworben. -fk

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