„Auf den Knien meines Herzens“ 

Stadtleben // Artikel vom 10.10.2019

Es waren zwei denkwürdige Tage, die Pressekonferenz zur Peter-Weibel-Ausstellung und die Vernissage selbst.

Geehrt werden sollte mit seiner Ausstellung eigentlich ein weltweit bekannter und geschätzter Künstler, der sich wie wenig andere für das ZKM und Karlsruhe eingesetzt hat. Stattdessen wurde es eine Mentrup-Show. Aber zurück zur kurzen PK am Do, 26.9., eine einzige Nachfrage zu seiner Nachfolgediskussion. Weibel: „Weltweit, in Europa, Deutschland haben die Demokratien Probleme, auch in Karlsruhe. Dass wir hier Probleme haben, können Sie daran ersehen, dass Menschen, auch solche mit wichtigen Funktionen, die sich für mich einsetzen, Sorge um ihren Job haben, wenn sie sich öffentlich zu mir und meiner Nachfolge äußern.“

Das saß. In der hiesigen Presse stand davon nichts. Nebenbei gesagt gibt auch der SWR in Sachen Weibel-Berichterstattung ein schwaches journalistisches Bild ab: Am Freitagfrüh, 27.9., dem Tag der „Respektive“-Weibel-Vernissage, ging eine Pressemeldung des SWR raus, der zufolge der OB ankündigte, die Nachfolge der ZKM-Leitung zeitnah regeln zu wollen. Das konnten abends die meisten der vielen Gäste aus dem Karlsruher Kultur-, Geistes- und Kunstleben nicht wissen, als der OB zum Schluss seiner Weibel-„Laudatio“ den Satz sagte: „Ich mag Sie unheimlich.“ Ich war fassungslos. Bizarr. Weibel dankte souverän „auf den Knien meines Herzens“. Live-Kabarett der härtesten Art. Einfach schräg. Peter Weibel hatte zuvor den OB gebeten, an diesem Tag die Politik draußen zu lassen und auf eine Rede zu verzichten. Er wollte eine für ihn heuchlerische Ansprache umgehen. Verständlich.

Nochmals zum Hintergrund: Weil er dem OB in Sachen Lüpertz-U-Strab-Gestaltung (der sich inzwischen selbst für einen Verbleib Weibels aussprach) „Demokratiedefizite“ vorgehalten hatte, da dieser die Empfehlungen der zuständigen Fachgremien einfach überging, widerfährt Weibel nun das Gleiche: Auch hier sind die Empfehlungen der zuständigen Gremien andere, auch hier gelten Expertenmeinungen aus der Kunstszene dem OB nichts. Demokratiedefizit ist daher die völlig korrekte Bezeichnung. Jetzt hat sich auch die Fördergesellschaft des ZKM/HfG in einem Brief geäußert.

Nun, der OB „darf“ das alles, wobei das Land im Stiftungsrat des ZKM eigentlich eben genau ein Korrektiv bilden sollte. Hat er aber auch das Mandat der BürgerInnen dazu? Er wurde mit seinem Slogan „Zuhören Verbinden Gestalten“ gewählt. Nicht dafür, kluge Kritiker aus der Stadt zu treiben. Diskurs tut in Karlsruhe bekanntlich Not, wenn man sich so die Medienvielfalt anschaut. In vielen Galerien der Stadt liegen Unterschriften zu einer Pro-Weibel-Verbleib-Petition aus: Schrade, BBK, Oess, Knecht, aber auch Karl-Apotheke u.v.a. Man kann sich auf der Onlineplattform (www.openpetition.de/petition/unterzeichner/vertragsverlaengerung-fuer-zkm-vorstand-prof-dr-h-c-mult-peter-weibel) eintragen oder ein PDF ausdrucken und analog unterschreiben. -rw

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