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Stadtleben // Artikel vom 22.02.2010

Wenn es um Fotografie geht, könnte man Frederik Busch einige kuriose Neigungen nachsagen.

Ein Faible für glamouröse Frauenbildnisse und tendenziell verschroben wirkende Personen vielleicht, eine Neigung zur fast manieristischen Lichtmalerei oder einen Fetisch für Topfpflanzen. Im Übrigen auch ein paar amüsante Anekdoten aus seiner Jugend, nach denen er seine erste Kamera im Alter von zehn Jahren bei einem Breakdance-Battle im katholischen Internat im Schwarzwald gewann. Und bereits mit 16 beim Schüleraustausch in den USA ein Jahr lang alles knipste, was ihm vor die Linse kam.

Die Abzüge der Reise durch die Südstaaten erreichten ihn leider nie. Diese analogen Zeiten hat der 35-Jährige inzwischen lange hinter sich; in der digitalen Fotografie gehen Abzüge glücklicherweise weniger leicht verloren. Und die Jagd nach dem perfekten Moment ist ohnehin nicht seine Art: Bevor er den Auslöser drückt, vergehen mitunter schonmal anderthalb Stunden mit Kostüm, Make-up und liebevoller Arbeit am Detail. Zu den „harten Fakten“ seiner Vita zählt das 2008 bestandene Diplom an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, wo er heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter Lehrveranstaltungen gibt.

Außerdem eine beachtliche Reihe von Aufträgen als freischaffender Fotograf, darunter u.a. Dokumentationen zahlloser Arbeiten der HfG-Talentschmiede sowie Fotostrecken für das SZ-Magazin und Neon über schwule Skinheads, Drag Queens oder den individuellen Notfallkoffer für Borderline-Patienten. Im vergangenen November stellte er das INKA-Titelbild (#52).

Von Zeit zu Zeit sind auch mal „Businessportraits“ an der Tagesordnung – exquisite Bewerbungsbilder, die so gar nicht wie von der Stange wirken.
Im alten Reifenlager in einem Hinterhof beim Kulturzentrum Tempel hat sich der studierte Medienkünstler ein chices Atelier mit Retro-Loft-Ambiente eingerichtet. Hier harren schwere Loungesessel aus der Panton-Ära der Dinge, bis sie als Kulisse oder für Besucher gebraucht werden, hier steht die Technik, um den Aufnahmen in geduldiger Fleißarbeit zu digitaler Perfektion zu verhelfen, und hier knospen auch neue Projekte. Stillleben, Portraits, Installationen.

Das Medium ist dabei erstmal schnurz: Zwar ist die Fotografie immer die erste Wahl für Frederik, doch ist grundsätzlich der Anspruch an sich selbst entscheidend: „Bilder, Kunst zu machen, nicht bloß Fotos zu schießen.“ Einige reizvolle Crossmedia-Installationen sind so in den letzten Jahren entstanden. Aus der jahrelangen Feldarbeit in puncto Frauenportraits war 2007 „The Queen“ zu sehen. Das klassische Bildnis im Stil der Renaissance bezog seine besondere Aura aus der Inszenierung mit Spotbeleuchtung, finsterem Wachpersonal und einer Kordel als Grenze zum Betrachter.

Der Grenzgang zwischen Medienkunst und Kunsttheorie macht Frederik Busch sichtlich Freude. Reizvoll erscheint ihm auch die Allianz von Musik und Bild. Ein Auftrag, backstage zu fotografieren, mit einer Band auf Tour zu gehen – das wäre eine neue Herausforderung. -fb

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