Buchkaiser Karlsruhe

Stadtleben // Artikel vom 29.04.2007

Buchhandlungen sind etwas Schönes. Ein Stück Kultur. Man kann hineingehen, sich Bilderbücher anschauen, sich ergehen, lesen, sich im Winter aufwärmen (wie einst Loriots Dicknase) oder mit Glück sogar einen Kaffee trinken, sich wohlfühlen und einfach so wieder hinausgehen. Mit oder ohne Buch.

Kaufzwang besteht nicht. Wer will, kann, aber keiner wird vom Personal belästigt. Das steht mit Rat und Tat zur Seite. Wenn man es braucht. Individuelle Beratung ist selbstverständlich. Schließlich kennt man sich. Eine Minderheitengruppierung. Das alles gilt für Buchhandlungen. Aber es gibt solche und solche. Inzwischen mehr solche als solche … Denn: Nicht jeder, der mit Büchern handelt, ist Buchhändler. Es gibt auch Buchverkäufer. Heute Literatur, morgen – weil es die Kette, an der man hängt, so will – muss ein und derselbe Mensch plötzlich Wurst verkaufen, Anzüge oder Versicherungen. Aber: Buchhändler ist ein Beruf. Mit Brief und Siegel. Berufung. Und: Ein Buchhändler muss die Schrift beherrschen, aktiv wie passiv. Beim Buchverkäufer ist dies nicht zwingende Voraussetzung. Da geht es eher um Zahlen. In der Lohntüte. Zahlen schreiben die Buchhändler nicht immer in Schwarz. Schuld daran sind nicht ebay oder Internet-Bookstalls. Schuld daran tragen manche selbst: weil sie den Hals nicht voll bekamen oder einfach nicht wirtschaften konnten. Bücher verstehen heißt nicht, Zahlen verstehen. An der Leselust kann es nicht liegen. Die Buchverkäufer schreiben schwarze Zahlen und breiten sich aus. In Karlsruhe gab es in den vergangenen Jahren eine Reihe von Buchhandlungen, die den Schlüssel umdrehten (zuletzt das Braun’sche Imperium mit Kellner & Moessner). Aus, fertig, Insolvenz. Da freut man sich über jeden, der noch lebt … Jetzt wird BuchKaiser 60. Gut, mir persönlich ist der Laden eine Spur zu großräumig. Geschmackssache. Aber: Wenn ich eine Frage habe, gibt es immer einen, der mir weiterhilft. Eine Buchhandlung also, wenn auch mit Außenstellen in Rastatt und Landau. Aber keine xyz-Kette. Dort kaufe ich nicht. Aus Prinzip. Ich schnüffle nicht einmal. Worin auch? An was auch? Also freuen wir Bücherwürmer uns über den geräumigen, hellen, übersichtlichen, wenn auch mit dem üblichen Kommerzkram vordergründig bestückten Buchhändler, bei dem es noch echte Bücher gibt. So man sie findet. Und Beratung, falls nötig. Oder Lesungen.

Weniger zum Entdecken, aber vielleicht zum Wiederhören – und vielleicht auch mal Kaufen: Am Samstag, 5. Mai gibt es ein rein lokales Jubiläumsprogramm (ab 12 Uhr) mit Karin Reitz, Werner Puschner (14 Uhr), Kuno Bärenbold (16 Uhr) und Thomas Heitlinger (mit Musike, d.h. Volker Schäfer) ab 17 Uhr. Nettes am Rande: Der Firmengründer von BuchKaiser (damals noch mit space zwischen h und K) hatte mit Büchern nix am Hut. Höchstens mit Backbüchern. Er war Konditor. Aber wohl mit dem richtigen Riecher ausgestattet. Den braucht man als Süßwaren-, wie als Büchernarr ...  

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