BUND: Neubauten mit massiv mehr CO2-Emissionen

Stadtleben // Artikel vom 03.05.2022

Die CO2-Emissionen in Karlsruhe sollen bis 2030 deutlich gesenkt werden.

Ein Schlüssel dafür ist klimagerechtes Bauen. Doch statt weniger erzeuge die vermeintlich klimaangepasste Bauweise in Neubauprojekten mehr schädliche CO2-Ausstöße, warnt der BUND KA. In den aktuellen Bebauungsplänen der Stadt sei der Energieaufwand während der Bauphase für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung („Graue Energie“) nicht berücksichtigt.

„Dabei ist bekannt, dass durch den Bau von gut gedämmten Gebäuden mehr CO2 freigesetzt wird als in der gesamten Nutzungszeit von 50 Jahren“, sagt BUND-Regionalgeschäftsführer Hartmut Weinrebe. Allein in den Plänen zur Bebauung am Oberen Säuterich und westlich der Erzberger Straße blieben dadurch Emissionen von 210.000 Tonnen CO2 unberücksichtigt, schätzt der BUND. „Diese enormen Mengen kommen vor allem durch Einsatz von klimaschädlichen Zement- und Betonmaterialen sowie Stahl zustande“, so Weinrebe.

Zum Vergleich: Für das gesamte Stadtgebiet beziffert die Stadtverwaltung Karlsruhe den CO2-Ausstoß nach vorläufigen Zahlen des Jahres 2019 auf 2,3 Mio. Tonnen im Jahr. Der BUND fordert von der Stadt eine Offenlegung der eingesetzten Grauen Energie in den Bebauungsplänen und kritisiert die eingesetzten Materialien. „Eine klimagerechte Bauweise zeichnet sich durch den Einsatz von nachhaltigen Baumaterialen aus“, sagt Weinrebe. Die zuständigen Behörden ließen bis Redaktionsschluss mehrfache INKA-Nachfragen unbeantwortet. Derweil fürchtet der BUND durch die Neubebauung weitere Klime-Nachteile besonders für die Bewohner in Durlach-Aue und der Nordstadt. Das zu bebauende Gebiet in Durlach sei ein „wertvoller Kaltluftproduktionsraum“. Durch die ungünstige Anordnung der Neubauten werde die Durchlüftung in den bestehenden Wohnvierteln verschlechtert.

Dies bestätigte das Klimagutachten, das aber nur eine „zumeist geringe nächtliche Überwärmung“ prognostiziert. „Der Bonus einer relativ geringen Klimabelastung in Durlach-Aue wird bereits jetzt aufgebraucht, obgleich er für zukünftige höhere Temperaturen durch Klimawandel nötig wäre“, sagt dagegen Weinrebe. Auch in der Nordstadt würden „negative Veränderungen für die Durchlüftungssituation sowie die Abkühlung in den Abend- und Nachtstunden“ in Kauf genommen, die durch klimaangepasstes Bauen verhindert werden könnten, so der BUND. -fk

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