Dammerstock-Bunker-Bebauung und die Vierte Gewalt in Karlsruhe

Stadtleben // Artikel vom 15.05.2019

Die Pressefreiheit sei in Gefahr titelte es hier Anfang Mai von der Aufmacherseite zum weltweiten „Tag der Pressefreiheit“.

Damit ist es gerade in der Stadt, die die wichtigsten Gerichte des Landes beherbergt, nicht weit her, aber ok, die Richter lesen wohl wie rund 10.000 andere in KA auch lieber überregionale Tageszeitungen. Der hiesige Printmarkt wird nahezu monopolartig von den BNN, Der Kurier und Sonntag beherrscht, die nun auch Internet haben und auch ka-news.de wohl auf Sicht den Garaus machen. Die Auflage der BNN entspricht in KA-Stadt jener der PZ in Pforzheim: 31.000. Im Vergleich: 80.000 hat der Mannheimer Morgen. Zum Thema Presse ist in unserer ersten „Super INKA“-Ausgabe, die wir wo vergriffen weiterhin ständig auslegen, ein ausführlicher Recherchetext von Friedemann Dupelius enthalten. Ebenso ein zweiseitiger Überblick über die derzeitig bekannten Nachverdichtungsvorhaben der Stadt. In diesem ist auch das Original unserer Berichterstattung über die geplante Bunker-Bebauung im Dammerstock zu finden. Das einzige, was die Vierte Gewalt über diesen skandalösen Vorgang zu berichten wusste: nichts. Die jahrzehntelange Selbstbespiegelung der Stadtverwaltung, die ihre Themen an die BNN gibt, die diese quasi eins zu eins spiegelt, lässt die Entscheider offenbar glauben, dieses selbstveranlasste Bild entspräche der Wirklichkeit und Lebensrealität. Eigene neue Themen setzen die BNN aus Vorsicht gegenüber „Der Stadt“ quasi nie. Wenn, dann läuten Leserbriefe diese ein, oder sie werden wie im Fall von Harry Block sogar als quasi redaktionelle Arbeit betrachtet, die die eigene Ökologieberichterstattung ersetzt. Man will ja selbst nichts Unangenehmes sagen.

So erzeugt man über die Jahrzehnte ein massives Desinteresse an lokalen Themen, was der Stadtpolitik allem regelmäßigen Gejammer über zu geringe Wahlbeteiligung zum Trotz sehr recht ist, die hohe Fluktuation in der Stadt tut hier ihr Übriges. Wer sich dann noch nur über die kostenfreien PR-Blätter wie den Sonntag (redaktionell u.a. durch „Kultur in Karlsruhe“-Major-Themen wie Kunsthalle oder BLM gepampert) oder den Kurier, der durch die Stadtzeitung der Stadt eine segensreiche „Objektivität“ in der Berichterstattung geschenkt bekommt, informiert, ist informell schlecht dran: Sollten ihn doch mal wichtige Dinge hier tangieren, weil sich z.B. die Luftqualität der Stadt drastisch verschlechtert, wenn das riesige Gebiet des Sophien-Carrées zubetoniert wird.

Parallel wurden die BNN nach dem Vorbild der Augsburger Allgemeinen zu einem PR-Medium umgebaut, das auch im viel diskutierten Thema Nachverdichtung, um das auch die BNN nicht herumkommen, seine Auswirkungen hat. Gesteuert wird die Diskussion durch Leserbriefe, die je nachdem veröffentlicht oder zurückgehalten werden. Beziehen diese sich z.B. auf kirchliche Bauträger wie bei den Nachverdichtungsprojekten Sophien-Carrée oder Berckholtz in der Weststadt folgen flugs PR-Texte zu deren wohltätigem Wirken in der Vergangenheit – Advertorials, aufgemacht als historische Stadtberichterstattung. Selbiges gilt für die Hardtwaldsiedlung. Man versucht also, auch aus der Nachverdichtung noch ein Geschäft zu machen und täuscht die Leser, denn die Hardtwaldsiedlung ist ein Werbekunde der BNN. Sie forciert schon länger auch in die Verwaltung hinein den Bebau des Bunkers im Dammerstock. Ein Thema, das überregionale Relevanz besitzt, soll doch hier eines der wenigen Wohnbaudenkmäler der Bauhaus-Zeit auch noch nachverdichtet werden. Stattdessen wird das Thema tatsächlich totgeschwiegen. Das zum Thema „Vierte Gewalt“ und Pressefreiheit in Karlsruhe. Diese erinnert fatal an ewiggestrige Zeiten und INKA spielt den Pausenclown der Gegenöffentlichkeit. Irgendwann bekommt sowieso ein großer Mediaplayer davon Wind, dann kann die Stadt ja wieder Gegendarstellungen beantragen wie beim Rossmann-Artikel in der FAZ wegen „Unter dem Stadtniveau“.

Dammerstock und Presse Part II: Der Text der Autorin des „Super INKA“- und INKA-Textes über die angedachte Bebauung des Bunkers im Dammerstock im April wurde nach Veröffentlichung auf Bitten der Autorin aus den E-Papers entfernt und durch den ausführlichen, in der Sache ähnlichen Text der AG Stadtbild zum Thema ersetzt. Grund ist eine Interessenkollision der Architektin, die an einer Planung beteiligt ist, die der Verfasser an anderer Stelle im Nachverdichtungskontext Urban-Priol-mäßig bemetapherte. Wir versenden den Artikel als PDF gerne an Interessierte, oder man schaut sich eben die Printausgaben nochmals an. Womit wir wieder bei den Architekten wären, von denen man zum Thema Nachverdichtung außer „Hochhaus“ auch nichts hört. Schwach. So schwach, wie die „Architektenstadt“ Karlsruhe aussieht. Karlsruhe will hoch hinaus – aber irgendwie hat man noch keinen Plan. Die mittelfristigen Planungen sind anscheinend völlig chaotisch, Stadtplanung ist jedenfalls anders. Plötzlich 90 Millionen Erschließungskosten an der Stuttgarter Straße? Unwägbare, aber erwartbare Mehrkosten schon allein durch Zins und Zinseszins beim Staatstheater in doppelter Höhe ? Stadthalle? Neue Sporthallen? Europahalle? Gleichzeitig „erstickt“ die Stadt in Geld dank hoher Steuereinnahmen und tut nichts für eine nachhaltige Stadtplanung. Nun, was kann man machen? Wählen gehen. -rw

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