Der Duft der kleinen weiten Welt
Stadtleben // Artikel vom 29.06.2008
Sein Leben verbringt er im Stehen und im Laufen.
Zur "Erholung" setzt er sich ans Steuer seines 7,5-Tonners: Wolfgang Velten hat den größten Stand auf dem Gutenberg- und dem Stephanplatz. Seit 1977. Das sind 31 Jahre, für viele das halbe Leben. Auch für ihn und Gabriele. Hier gibt es Blumen am laufenden Meter, im Sommer auf einer Länge von gut 25 Metern. Blumen, Blumen, Blumen. In allen Farben und Formen. In Töpfen, Vasen und Eimern.
Da legt man schon einige Kilometer am Tag zurück, das Ein- und Ausladen nicht gerechnet, um die Kunden zufriedenzustellen. Das Wasser für seine 200 bis 400 Vasen (zu Hochzeiten, am Muttertag u.ä.) bringt er selbst mit, anders ging's nicht, trotz der Brunnen auf beiden Plätzen. Der Tag der Veltens, die sechsmal in der Woche von Durmersheim aus Karlsruhe ansteuern, beginnt um 4 Uhr. Erst geht es raus auf den Großmarkt, danach auf den Platz, wo die Veltens spätestens um 5.30 Uhr stehen müssen, ansonsten wird es mit Zeit und Platz eng für den langen Hänger.
Und kurz danach sind schon die ersten Kunden da. Feierabend ist um 20 Uhr rum, schließlich wollen Blumen und Pflanzen wieder versorgt, geputzt und gegossen sein, wenn sie keinen Liebhaber gefunden haben. Für sie gibt es ein Kühlhaus mit sieben Grad Temperatur. "Das ist nicht mit der Gastronomie vergleichbar", schränkt Velten ein. "Hier geht es nur darum, das Aufblühen ein wenig zu verzögern". Mehr geht nicht, "Blumen kannst du nicht konservieren", erläutert Velten in seiner zugänglichen Art. Was nicht verkauft wird und "reif" ist, das holen sich Kirchen für den nächsten Gottesdienst, etwa Bonifatius in der Weststadt oder die Durmersheimer Gemeinde.
Soziales Engagement gehört bei den Veltens zur Tagesordnung. Noch ein Beispiel: Wolfgang war vor Jahren der Initiator der IG Wochenmärkte, als den Kollegen beim Umbau des Stephanplatzes Unbill drohte. Die Marktbeschicker haben mit ihm einiges auf die Beine gestellt; die Kollegen überlebten, auch dank seiner guten Kontakte "nach oben" oder zu Regina Halmich und Sven Ottke, die dem "Interimsmarkt" in der Herrenstraße ihre Referenz erwiesen. Den Job hat er nach elf Jahren abgegeben. Andere sollten mal ran, sich und neue Ansätze einbringen. Gute Ideen, wie man die Wochenmärkte belebt, hat er aber immer noch massig.
Wolfgang und Gabriele, welche eher im Hintergrund arbeitet, Sträuße flicht, gelegentlich ihre markante Stimme erhebt, aber garantiert immer einen flotten Spruch drauf hat, sind Floristen aus Passion. Angeboten wird, was die Saison hergibt. Natürlich auch mal etwas aus Holland: "Manche mögen besondere Orchideen. Die wollen wir auch bedienen", sagt Velten. Den absolut größten Teil der Ware beziehen sie aber aus Überzeugung aus regionalen Quellen: Ohne große Transportwege bleibt die Ware frisch.
Und natürlich hat der alte Hase auch ein paar Lieferanten auf Lager, die selbst dann noch können, wenn die Saison eigentlich schon vorbei ist. Bei den Veltens gibt es die wirklich allerallerletzten Pfingstrosen aus nahen Schwarzwald-Höhenlagen. Da ist es kühler, sie brauchen länger. Blumen? Ja, die mögen beide, auch abseits der Profession. Wolfgang und Gabriele lieben Tulpen und Pfingstrosen. Aber am liebsten sind ihm "leere Vasen." Logo! -hs
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