„Einzigartiger künstlerisch-kreativer Output“

Stadtleben // Artikel vom 18.05.2010

Das INKA-Interview mit Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche.

INKA: Wie sehen Sie Karlsruhe kulturell aufgestellt – und stimmen Sie ein in das verbreitete Klagen über die mäßige Außendarstellung?  
Susanne Asche: Überhaupt nicht. Wir haben fast 300.000 Einwohner, sind aber kulturell aufgestellt wie eine Metropole. Im Bereich der Künste aller Sparten gibt es keine Schwächen. Die einzige Schwäche ist, dass in der Stadt viele denken, dies würde nicht wahrgenommen. Die häufige Berichterstattung in überregionalen wie internationalen Medien spricht doch eine völlig andere Sprache. Wir verfügen über sowohl national wie international agierende Kulturinstitutionen neben vielen vor Ort verankerten, die alle auf höchstem Niveau agieren. Was ich sehr schätze, ist, wie sehr die Stadt künstlerische Kreativität ermöglicht. Zudem sind wir in der Club-Szene z.B. mit der Stadtmitte, dem Kohi oder auch dem Gotec auch gut aufgestellt. Erste Ergebnisse der Kultur-Bürgerumfrage bestätigen die positive Gesamtbewertung der Karlsruher Kulturszene durch die Bürgerschaft.

INKA: Wo besteht noch Handlungsbedarf?
Asche: Es gibt eine Chance, uns noch besser zu positionieren. Die Stadt ist einzigartig in ihrem künstlerisch-kreativen Output. Aber außergewöhnlich ist auch die exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft sowie die starke, technologisch ausgerichtete Wirtschaft. Die modernen Kommunikations­technologien spielen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur eine zentrale Rolle. Mit dem KIT, der HfG und dem ZKM verfügt die Stadt über „Leuchttürme“, die international und damit weit über die Stadt hinausstrahlen. Wir erstellen derzeit ein 5-modulares-Konzept zur Förderung der Kreativwirtschaft – an dem auch die KMK beteiligt ist –, um die hier vorhandenen Spitzenpotenziale in Kunst, Hochschulen und Wirtschaft noch besser zu vernetzen. Mit der Verbindung von Kreativität und technologischer Innovation hat Karlsruhe in der Tat ein unvergleichliches Profil. Es gibt das Cyberforum und die Technologiefabrik – derzeit wird untersucht, ob wir nicht auch darüber hinaus ein Gründerzentrum für die Kreativwirtschaft brauchen, eine Art „Kreativfabrik“, um jungen Künstlern, Kreativen und Hochschulabsolventen eine Zukunftsperspektive in der Unterstützung auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu geben.

INKA: Es gibt auch Problemzonen. Wie sehen Sie die Situation auf dem Tempel-Gelände in Mühlburg? Dort soll neben der Bau-II-Problematik, die inzwischen auch den Musentempel erfasst hat, auf dem Mumbachgelände eine neue Wohnbebauung entstehen, die bis auf wenige Meter an das Kulturzentrum heranreicht. Auch im ZKM soll es wegen der dichten Wohnbebauung bereits erste Probleme mit Anwohnern geben. Droht hier ein zweiter Fall „Festhalle Durlach“?
Asche: Wir, d.h. der Kulturbürgermeister Herr Jäger und das Kulturamt, sind mit allen Beteiligten und auch dem zuständigen Dezernat 6 von Herrn Obert in permanentem Kontakt. Der Tempel wird ein lebendiges Kulturzentrum bleiben. Auf dem Gelände wird nun auch provisorisch das neue Bürgerzentrum untergebracht. Der Tempel hat, wie auch die Mühlburger Stadtteilbibliothek, eine Pilotfunktion für den ganzen Stadtteil. Die Entwicklung in Mühlburg haben wir im Auge, um bei Problemen reagieren zu können.

INKA: Wie geht es mit der Nancyhalle weiter?
Asche: Es ist sehr teuer, sie zu bespielen. Heizung, Strom, Lüftung, Dach – das ist  alles sehr problematisch. Die Halle wird in jedem Fall bis Mitte 2011 bespielt werden, auch die nächste UND soll dort wieder stattfinden. Ab Herbst wird das Staatstheater dort in Kooperation mit dem Theater Rayo verschiedene Kinder- und Jugendtheaterproduktionen auf der Bühne der ehemaligen  Kinderoper Köln zeigen. So wichtig es ist, für Kunst und Kultur eine Halle zu haben, die in ihrer Funktion nicht eindeutig definiert ist, so wichtig ist auch der Blick auf die Kosten. Unser Interesse als Kulturamt mit Blick auf die städtische Kulturlandschaft zielt angesichts der problematischen Haushaltslage natürlich in erster Linie darauf, die grundlegende Infrastruktur – z.B. Gebäude, Personal – in allen Institutionen zu bewahren. Wenn alle sparen müssen, muss auch die Kultur mitziehen. Die Nancyhalle bleibt bei diesen Überlegungen nicht außen vor. Wir können magere Jahre durchstehen, wenn wir die Infrastruktur nicht angreifen. Grundsätzlich haben wir bisher im Kulturbereich nicht mehr Kürzungen als in allen anderen Bereichen.

INKA: Derzeit laufen mit großem Erfolg die ersten „Europäischen Kulturtage unter Ihrer Regie. Wie sieht das Thema 2012 aus?
Asche: Es ist noch nicht exakt definiert. In jedem Fall aber werden wir nicht mehr Städte oder europäische Regionen ins Zentrum stellen, sondern Themen/Fragestellungen aus dem Bereich von Kunst und Kultur aufgreifen, die für die Ausbildung einer europäischen Kultur der Vielfalt von Bedeutung sind und die vor allem die spezifischen Stärken von Karlsruhe als Kulturstadt herausstreichen. Anlässlich des 60. Geburtstages von Wolfgang Rihm im Frühjahr 2012 werden wir die zeitgenössische Musik Europas im Dialog mit den anderen Künsten thematisieren.

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