EnBW-Kohleausstieg mit Folgen für die Fernwärme
Stadtleben // Artikel vom 01.05.2023
Zwei Drittel des Stroms der EnBW werden mit Technologien von gestern erzeugt.
Strom kommt beim baden-württembergische Energieversorger zur Hälfte aus der Verbrennung von Kohle, ein weiterer wesentlicher Anteil aus der in Deutschland inzwischen abgeschalteten Atomenergie. Jetzt kündigte die EnBW an, schon früher als geplant aus der Kohleverbrennung auszusteigen. Bereits 2028 sollen die Kohlekraftwerke vom Netz gehen. „Im Ausstieg aus der Kohleverstromung sehen wir den größten Hebel zur Reduzierung unserer Treibhausgasemissionen“, sagt die Unternehmenssprecherin Johanna Kick. Davon betroffen ist auch das Kohlekraftwerk RDK 8 im Karlsruher Rheinhafen.
Doch es ist unwahrscheinlich, dass die Schlote 2028 tatsächlich ein letztes Mal rauchen: Die Bundesnetzagentur kann den Steinkohleblock RDK 8 als „systemrelevant“ einstufen, sodass das Kraftwerk als Netzreserve betriebsbereit gehalten werden muss. Auch der ältere Kraftwerksblock RDK 7, der schon im kommenden Jahr jetzt tatsächlich endgültig vom Markt genommen werden sollte, ist nach Einschätzung des Netzbetreibers systemrelevant. „Entgegen der Planung der EnBW könnte die Anlage nicht endgültig stillgelegt werden“, sagt Kick.
Das frühere Ende der Kohleverstromung hat auch Konsequenzen für das Karlsruher Wärmenetz: Die Abwärme des RDK 8 leistet derzeit einen großen Beitrag für die Versorgung der Karlsruher mit Fernwärme, an der mehr als ein Viertel der Haushalte hängt. Oberbürgermeister Frank Mentrup regte nach der Entscheidung der EnBW eine „enge Abstimmung“ an, um die Einspeisung von Wärme in das Karlsruher Fernwärmenetz frühzeitig zu sichern. Kick blieb auf Nachfrage vage. „Wir wollen auch in der Region Karlsruhe einen Beitrag zur klimaneutralen Erzeugung von Strom und Wärme leisten.“
Derzeit bauen die Stadtwerke noch auf drei mit Erdgas betriebene Heizkraftwerke, wenn die benötigte Wärmemenge größer ist als über die Abwärme bereitgestellt werden kann. „Diese zusätzlich produzierte Fernwärme ist weniger energieeffizient, da sie extra hergestellt werden muss“, sagt Markus Schneider von den Stadtwerken Karlsruhe. Um die Abwärme des RDK 8 zu kompensieren, seien die Stadtwerke derzeit in der „Anfangsplanung einer wasserstoffbasierten Anlage“. Auch Geothermie sei ein Thema. Nicht nur die EnBW, auch die Stadtwerke müssen ihre Energieversorgung für die Zukunft neu aufstellen.
Derweil ärgern sich die Karlsruher Haushalte über eine Preiserhöhung bei der Fernwärme. Binnen eines Jahres hat sich der Preis mehr als verdoppelt, obwohl die Kosten ihrer Erzeugung kaum gestiegen sind. Die Stadtwerke berufen sich auf Preisindizes, die sich nach den Börsenpreisen von Gas, Öl und Strom richten. Zudem würden die staatlichen Hilfen die Konsequenzen der Preiserhöhung bei den Haushalten mindern. „Die Stadtwerke Karlsruhe nutzen dabei in keinster Weise eine Monopolstellung aus“, sagt Schneider. Wenn die Börsenkurse für Energie weiter sinken, sei zum 1.4.2024 auch bei der Fernwärme ein geringerer Preis zu erwarten. Doch erst mal steigen Fernwärmepreise stärker als die bei Gas und Strom. -fk
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