Frauenperspektiven 2013
Stadtleben // Artikel vom 19.04.2013
Ein Falke vor geöffnetem Ring – hat sich der stolze Vogel gerade aus seinen Fesseln befreit oder werden sie ihm gleich angelegt?
Das Logo der „neuen“ , inzwischen zwölften „Frauenperspektiven“ (und natürlich auch die Veranstaltung selbst) zeigt Fragen auf, die Frauen auch heute noch beschäftigen, 24 Jahre seitdem mit dem Festival erstmals den Blick auf die weibliche Perspektive des Alltags gerichtet wurde. „Zwar hat sich das Festival durch die neuen Medien stark verändert“, sagt die neue Koordinatorin und Festivalleiterin Sandra Müller-Buntenbroich von der vhs, „aber trotzdem gibt es immer noch einen großen Bedarf, auf die weibliche Sicht auf die Gesellschaft zu fokussieren. Denn manche Probleme haben sich im Verlauf der Jahre nicht aufgelöst, andere Grenzen wurden den Frauen gezogen – und man muss auch ganz klar sagen, die jüngere Generation würde einiges nicht mehr so machen wie ihre Mütter“.
Die Stadt Karlsruhe hat in diesem Jahr die Organisation an ihre „kleine Tochter“ vhs abgegeben, es handelt sich aber, betont Müller-Buntenbroich, immer noch um ein städtisches Festival, das auch in puncto Programmgestaltung nach wie vor durch eine Vorbereitungsgruppe gelenkt wird, jede der 17 teilnehmenden Institutionen hat darin eine Stimme. Auch hier spiegelt sich der Generationenwechsel von der Mütter- zur Töchtergeneration wider: Ungefähr hälftig ist die Gruppe besetzt, wobei die „Jungen“ eher über Gender als über Frauenrechte debattieren.
Damit eng verbunden ist zugleich das diesjährige Festival poppiger, frecher geworden, u.a. um neue Publika zu erschließen. Der Tatsache, dass viele der aktuellen Diskussionen im Internet stattfinden, trägt das Festival z.B. durch Blogs Rechnung. Neu ist auch, dass der Kunstverein sich mit einem Gast, dem Feministischen Arbeitskreis (FAK) an der HfG, an der Veranstaltung beteiligt, neu dabei ist auch das Partylabel „Holla die Waldfee“, das die jüngere Szene der Stadt vertritt. Denn darum geht es den Organisatoren 2013 vorrangig: um den Generationendialog.
17 Tage lang stehen Frauen und ihre Perspektiven in Ausstellungen, Filmen, Theaterstücken, Performances, Vorträgen, Diskussionen und Lesungen im Mittelpunkt. Und obwohl Männer sowohl in der Vorbereitung als auch bei den Veranstaltungen selbst eine nachgeordnete Rolle spielen, richtet sich das Festival dezidiert auch an sie. Das werden die Veranstalterinnen nicht müde zu betonen, auch wenn es durchaus mal an der Zeit wäre, Männer feinmaschiger einzuplanen – und nicht nur mit der Inszenierung von „Männerphantasien“ (30.4., 20 Uhr, Badisches Staatstheater). Denn natürlich haben sich auch deren Realitäten in den letzten 60 Jahren deutlich verändert. Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche betont die „Zwischenschritt“-Funktion des Festivals: Veränderungen, die 2011 losgetreten wurden und auch generell das Kulturkonzept der Stadt betreffen, fließen bereits jetzt in die „Frauenperspektiven“ ein.
Internationalität ist z.B. trotz lokaler Verwurzelung angestrebt, das belegt nicht zuletzt die englische Fassung des Programms – und natürlich auch etliche der Programmpunkte selbst. So geht es gleich in mehreren Veranstaltungen um das Thema „Frauen in arabischen Ländern“: Der Vortrag von Sylvia Schraut am 25.4. im Ständehaussaal beleuchtet den historischen Aspekt (18 Uhr), während das Fotoprojekt, das in der vhs am 29.4. mit einer Vernissage vorgestellt wird, Frauen mit und ohne Migrationshintergrund zusammenbringt (19 Uhr). Groß angelegt und mit einer Performance von Faten Rouissi bei der Eröffnung findet dieser Aspekt Eingang im ZKM (26.4., 19 Uhr): „Cross-border“ stellt 17 Künstlerinnen vor, die sich den Grenzen im arabischen Raum stellen, hinter den Schleier schauen, regionalspezifische, politische oder kulturelle Aspekte künstlerisch bearbeiten. Traditionell hat die Kunst bei den „Frauenperspektiven“ die Nase ganz vorn. Im ZKM, der Orgelfabrik, dem Kunstverein finden entsprechende Ausstellungen statt und in der Städtischen Galerie wird der Hanna-Nagel-Preis verliehen (24.4., 19 Uhr).
Dass es ernst ist mit dem Dialog zwischen den Initiatorinnen und den Nutznießerinnen der Frauenbewegung, machen auch die Vorträge und Diskussionen deutlich. Bei der Eröffnung steht Inge Stephan für erstere, Antonia Sophie Wagner für die zweite Position; sie nähern sich dem Thema „Feminismus heute“ von diesen beiden Polen. Deutlich dürfte dabei werden, dass Teile der Problematik ins Netz abgewandert sind (19.4., 18 Uhr, Tollhaus). Ob es eine „Pornografisierung von Gesellschaft“ gibt, dem gehen Martina Schuegraf und Angela Tillmann, die Autorinnen des gleichnamigen Buches, in ihrer Lesung nach (23.4., 20 Uhr, Prinz-Max-Palais), während die „Ware Frau“ auf den Handel mit nigerianischen Frauen aufmerksam macht (22.4., 15 Uhr, Fichte-Gymnasium). Bei der Podiumsdiskussion am 27.4. geht es dann um „Grenzen und Grenzüberschreitungen im Kontext der Arbeit“ (15 Uhr, ZKM).
Dazu passend fragt der FAK: „Welche Sprache sprichst Du?“ und macht mit Performance, Podiumsdiskussion und anschließendem Film auf die Sexualisierung des Alltags vermittels der Sprache aufmerksam (4.5., 18 Uhr, Kunstverein). Bei der Diskussion in der Orgelfabrik geht es um „Feminismus und künstlerische Praxis heute“ (20.4., 17 Uhr) und auch hier wird der Generationendialog auf dem Podium deutlich werden. Darauf eingestimmt werden die Besucher durch die Performance des Künstlerkollektivs „Frau Freitag“ (16 Uhr). Bei der Ausstellung der Gedok gelingt übrigens genau das, was sonst noch in den Kinderschuhen steckt: Unter dem Motto „Ja, aber…“ beteiligen sich auch Männer an den „Frauenperspektiven“. Dabei sind bei den elf Künstlern und Künstlerinnen Jutta Hieret, Hannelore Langhans, Renate Schweizer und Jakob Gautel. Mit Performances, Filmen, Musik und Lesungen wurde in Durlach unter Federführung der Gedok ein eigener großer Programmblock mit HfG und Akademie umgesetzt. Musik, Tanz und Performance stehen am 2.5. bei „Ichen von Christine Chu und Philipp Becker“ (20.30 Uhr, Tempel/Scenario) ebenso auf dem Programm wie man tags darauf bei „Holla die Waldfee“ abhotten kann (22.30 Uhr, Jubez).
Les Brünettes, das A-Cappella-Quartett aus Mannheim, ist am 25.4. im Tempel zu Gast (20.30 Uhr) und am Fr, 26.4. kommt mit Christiane Rösinger die Grande Dame des deutschen DIY-Indierocks ins Substage. Sie liest aus ihrem Buch „Berlin-Baku“, ihrer speziellen Reise zum Songcontest, wo sie „gentrifizierten Cappuccino“ in Karawansereien trinkt. Mit ausgewählten Grand-Prix-Hits, eigenen Evergreens und Wortbeiträgen lässt sie ihre Reisestationen live Revue passieren. Am 3.5. kann man dann der Frauenkombo „Two Tears For Barbarella“ im Jubez lauschen. Auch das Theater kommt mit Aufführungen von „Neben mir“ (23./24.4., 11 Uhr, Insel), „Medea“ (25.4., 20 Uhr) und den „Männerphantasien“ (30.4., 20 Uhr, beide Staatstheater, Studio) sowie „Unruhe bewahren“ (20.4., 20.30 Uhr, Tollhaus) nicht zu kurz.
INKA verlost drei CDs von Les Brünettes (Herzog Records/Edel) zum Konzert am Do, 25.4. um 20.30 Uhr im Kulturzentrum Tempel. Teilnahme per E-Mail an verlosung@inka-magazin.de bis 25.4. unterm Stichwort „Mannheim A-Cappella“. Postadresse nicht vergessen! -ChG
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