Fußgängerzone in der Karlstraße?

Stadtleben // Artikel vom 03.08.2023

Mehr Platz für FußgängerInnen, Raum für Veranstaltungen, Sitzmöglichkeiten und Begrünung – ab September wird der Karlsruher Passagenhof zur Fußgängerzone.

Ein „Reallabor“ hat den Weg von der „Schmuddelecke“ zur „innerstädtische Oase“ eröffnet. Ein zweites „Reallabor“ experimentierte in der direkten Nachbarschaft der nördlichen Karlstraße und sorgt derzeit für große Diskussionen in der Stadt. Mit der Einschränkung des Autoverkehrs wurde zwischen Juli und Oktober 2022 mehr Platz zum Flanieren, Sitzen, Radfahren und Freizeitaktivitäten geschaffen.

Die Ergebnisse der begleitenden Untersuchung präsentierte die Stadtverwaltung im Juni vor und stellte ein „differenziertes, aber überwiegend positives Bild“ fest. Schnell wollte die Verwaltung Tatsachen schaffen und eine grundsätzliche Zustimmung des Gemeinderats für eine dauerhafte Umsetzung einer Fußgängerzone im Gebiet der nördlichen Karlstraße einholen. Es folgte großer Protest, da aus Sicht einiger Fraktionen noch zu viele Fragen offenblieben, die die Verwaltung erst während der Umsetzungsphase klären wollte. Mittlerweile ist die Stadtspitze zurückgerudert. Auf die Verlegung der Entscheidung in den Juli folgte eine weitere Verschiebung in den September. Insbesondere Ausnahmen für den Autoverkehr sollen bis dahin genauer geklärt werden. Neben den Fraktionen zeigten auch einige als „Karlsruher Köpfe“ zusammengeschlossene Einzelhändler „wenig Verständnis für den zeitlichen Druck“ bei der Umwidmung der Karlstraße. Die Innenstadt habe durch den zunehmenden Leerstand ganz andere Probleme, betonten die Einzelhändler. „Zunächst sollten wir unsere Kräfte bündeln, um hier die Situation für die Geschäfte zu verbessern, bevor wir eine weitere Straße zur Fußgängerzone umwidmen.“

Unter den Einzelhändlern in der Karlstraße ergibt eine kleine INKA-Umfrage ein differenzierteres Stimmungsbild: Nathalie Müller vom Möbelgeschäft Bo Concept ist noch nicht entschieden. „Eine Fußgängerzone wäre natürlich gut. Für uns wäre es eine Einschränkung, wenn Abholer ihre Möbel nicht mehr vor der Tür einladen könnten.“ Für den aus Konstanz kommenden Tarran Helff, der vorübergehend das Spielegeschäft Warhammer leitet, steht besonders ein Verkehrsmittel im Vordergrund: „Ich fände es richtig geil, wenn Fahrräder mehr Platz haben.“ Bei Hörgeräte Seifert habe es während des „Reallabors“ im vergangenen Jahr keine Einbußen gegeben, sagt Larissa Gerstner, die die neue Aufenthaltsqualität der Karlstraße „sehr gut“ fand. „Das sah deutlich schöner aus, dazu noch die vielen Sitzgelegenheiten. Jedoch sind viele unserer Kunden nicht gut zu Fuß, die fanden das ohne direkte Autozufahrt beschwerlicher.“

Angesichts der vielen Herausforderungen der Innenstadt aus Ladensterben und rückläufiger Frequenz gilt die Schaffung einer zusätzlichen Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum allenthalben als Schlüssel. Doch wie stark das Auto dafür weichen muss, wird auch in den kommenden Wochen am Beispiel der Karlstraße noch zahlreiche Diskussionsrunden beschäftigen. -fk

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 7 plus 8.

WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL