Juli Foos – One Man’s Trash, Another Man’s Treasure
Stadtleben // Artikel vom 25.02.2013
Des einen Müll sind ihre Schätze.
Zeitungen, Einkaufstüten, Kassenzettel, Bonbonpapierchen, Tempo-Päckchen und Flaschendeckel verwertet Juli Foos für die ausgefallenen Teppichkreationen „One Man’s Trash, Another Man’s Treasure“. INKA-Leser sahen sich schon zweimal mit der Produktdesignerin konfrontiert. Das gehäkelte Cover der Nummer 74 stammt ebenso von ihr wie der Lebkuchentitel der jüngsten Doppelausgabe. Momentan ist der Blick nach unten gerichtet: „Mir gefällt der Gedanke, den Müll dort zu lassen, wo er sonst auch zu finden ist – auf dem Boden. Nur eben in geordneter Form.“
Dazu verwebt die Absolventin der Karlsruher Hochschule für Gestaltung verzwirbelte Zeitungsseiten, verbindet mit Nylonschnur Bäckertüten zu Teppichen in blau-weißer Kamps- oder rot-gelber Badische-Backstub’-Ausführung; die Ultraschallschweißmaschine sorgt dafür, dass die Schokobon-Papierchen verschmelzen, aus verschiedenfarbigen Mineralwasserverschlüssen legt sie Blumenformen, die mit dem Bügeleisen verklebt werden, Plastiktüten halten den Cremedeckelteppich zusammen und kommen als zierende Fransen wieder zum Vorschein.
Schon während ihres Studiums an der HfG und der University Of Art And Design in Helsinki experimentierte die gebürtige Bühlerin mit textiler Handarbeit und Grafik; vergangenes Jahr durfte sie ihren Prototyp – den auch als plüschige Bommelvariante erhältlichen Donutteppich aus mit Plastiktüten umwickelten Pappringen – und die übrigen Läufer bei der internationalen Kunst- und Designmesse „Eunique“ ausstellen.
„Neben der Materialpoesie und dem praktischen Nutzen erzählen meine Teppiche sehr viel über unsere Wegwerfgesellschaft“, sagt Juli Foos, die urbane Spuren und der öffentliche Raum schon lange inspirieren: Zum „Karlsruher Stadtgeburtstag“ schmückte sie 2011 die durch U-Strab-Baustellen verunstaltete Innenstadt mit Vorhängen aus Absperrband, rahmte Graffitis, bestempelte im Kartoffeldruckverfahren mit Gullideckeln, Zäunen und Lüftungsschächten stylische Shirts und fotografierte für ihren Karlsruhe-Comic „Das Leben auf der Straße“ Streetart-Motive. Die Geschichte über den betrübten alten Kater Isegrim soll dieses Jahr Nachwuchs bekommen.
Bereits im Frühjahr zieht Juli Foos ins Kreativgründerzentrum Perfekt Futur auf den Alten Schlachthof, wo sie sich mit ihrem zum Label erweiterten Diplomprojekt „One Man’s Trash, Another Man’s Treasure“ erfolgreich für einen der umfunktionierten Seefrachtcontainer beworben und obendrein sogar ein Stipendium erhalten hat. Bei der Namensgebung stand übrigens ein Fassadenschriftzug in Kopenhagen Pate, der ihr während einer Dänemark-Reise ins Auge gesprungen ist. Im neuen Domizil orientiert sich die 27-Jährige nach oben – auch räumlich gedacht.
„Neben Teppichen möchte ich künftig Lampen und Kronleuchter entwerfen“, plant Juli Foos. Eine Materialkomponente sammelt sie dafür bereits eifrig: Biergit Krafts Röckle, die Alukragen der Tannenzäpfle-Flaschen. Und es ist ihr nur zu wünschen, dass sich dieser Einfallsreichtum künftig auch vergolden lässt. -pat
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