Karlsruhe, deine Bewerbungen

Stadtleben // Artikel vom 04.05.2007

Karlsruhe hat sich als Standort für das geplante Fußball-Museum des Deutschen Fußball-Bundes beworben – heimlich, still und leise, ohne offizielle Pressemitteilung, ohne offizielle Vorstellung der Bewerbung.

Angst vor der eigenen Courage? Schließlich ist man in den letzten Jahren so oft gescheitert, dass man, um beim sportlichen Sujet zu bleiben, den Ball diesmal offenbar lieber flach halten möchte.  

So gerne wäre man Kulturhauptstadt Europas geworden, so gerne hätte man die Olympischen Spiele und die Bundesgartenschau ausgerichtet. Wenigstens Letzteres rückt nun wieder in greifbare Nähe, nachdem sich der Gemeinderat mehrheitlich für eine Bewerbung im zweiten Anlauf ausgesprochen hat. Angesichts solcher Pleiten braucht Karlsruhe endlich ein Erfolgserlebnis, denn die Großprojekte, die doch realisiert wurden, waren irgendwie auch nicht der große Wurf: eine hochdefizitäre Neue Messe, ein nach Fertigstellung wohl gleichermaßen defizitäres Spaßbad und last but not least die „Unendliche Geschichte“ als Provinzposse. In Karlsruhe sagt man U-Strab dazu, Phantásien liegt im Rathaus und das alles verschlingende Nichts aus Michael Endes Roman lauert direkt hinter den gelben XXL-Ortsschildern des Stadtmarketings.  

Doch diesmal soll alles anders, besser werden. Schließlich beherbergt die Fächerstadt mit dem Engländerplatz eine der ersten Sportstätten der Balltreterzunft in Süddeutschland. Zudem ist die Stadt doch Heimat des Karlsruher Fußball Vereins (KFV), einem der erfolgreichsten Fußballvereine der frühen Jahre des deutschen Fußballs. Schade zwar, dass es den Verein nicht mehr gibt und dass auf dem Gelände des Stadions an der Telegrafenkaserne, wo einst Fritz Förderer, elfmaliger deutscher Nationalspieler, Gottfried Fuchs, Rekordtorschütze im Länderspiel 1912 gegen Russland und der siebenmalige Nationalspieler und später in Auschwitz ermordete Julius Hirsch auf Torjagd gingen, heute ein Altenpflegeheim entsteht.  

Ein Fußball-Museum hätte dennoch eine gewisse Berechtigung. Doch wie stehen die Chancen? Beworben haben sich unter anderem auch Dortmund, Gelsenkirchen, Nürnberg, Oberhausen und Berlin – ebenfalls traditionsreiche Fußballstädte. Um eine öffentliche Debatte um die Buga-Bewerbung kam man nicht herum. Doch in Sachen DFB-Museum scheint die Stadtverwaltung genau darauf zu spekulieren: Bevor man wieder Opfer öffentlicher Häme wird, bewirbt man sich in stiller Heimlichkeit. Motto: Wenn’s schief geht, hat’s vielleicht kaum jemand mitgekriegt. Selbstbewusstsein sieht anders aus, dieses Vorgehen riecht nach nackter Angst – vor einem abermaligen Scheitern.

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