Karlsruhes bester Döner
Stadtleben // Artikel vom 16.10.2015
Glaubt man dem Bewertungsportal Yelp, finden sich im Stadtgebiet von Karlsruhe ungefähr 50 Restaurants, die Döner anbieten.
Eine nicht zu überblickende Anzahl, die ein breites Spektrum an Qualitäten bietet und unterschiedliche Zielgruppen anspricht. Es gibt Läden mit Geflügel-, andere mit Kalbfleisch. Im Angebot sind traditionelle, gesteckte Spieße (Yaprak Döner) und solche, die überwiegend aus Hackfleisch (Drehspieß nach Döner-Art) gefertigt sind. Das eine Restaurant backt Brötchen stets frisch, die anderen backen vor oder nutzen fertige Fladen.
Oft bekommt man neutrale Soßen im Fladen, um nach dem nächsten Döner die Einwirkzeit für das Mundwasser in die Höhe zu schrauben. Die einen führen schöne Restaurants, in denen sanfte, orientalische Klänge das gemütliche Ambiente erfüllen. Die anderen setzen auf kleinere Imbissläden, die ihren Hauptumsatz mit leicht alkoholisierten Jugendlichen machen. Jede Zielgruppe hat also ihren Döner – unser erklärtes Ziel: Wir wollen den besten Döner der Stadt ausfindig machen – unabhängig, objektiv, fokussiert auf Kulinarik und das Drumherum.
Wie wurde getestet?
Mit einer kleinen Gruppe von Guerilla-Testern besuchten wir zwölf online vorgeschlagene Dönerläden. Bewertet wurde jeder einzelne Bestandteil des Döners (Fleisch, Gemüse, Brot, Soße, Optik, Komposition) sowie Ambiente, Sauberkeit und die Freundlichkeit des Personals mit maximal 15 Punkten. Hieraus bildeten wir einen objektiven Mittelwert. Dieser wurde mit einem subjektiven Wert verrechnet, der das persönliche Empfinden jedes Testers in einem Wert wiederspiegelte. Die Wertung ist natürlich nur eine Momentaufnahme und zeigt die Meinung der Testgruppe.
Platz 1: Aroma (Ø 12,1/15 Punkte)
Kriegsstraße 274 a, 5 Euro
Außerhalb der Innenstadt gelegen, sind die besten Argumente eines Restaurants Qualität und Geschmack. Diese bietet das Restaurant Aroma und steht somit nicht unverdient knapp am oberen Ende unseres Rankings. Das gut gewürzte Fleisch kam in einem knusprigen, stabilen Fladen mit Sesamtopping daher, begleitet von buntem Salat, knackigen und großen Zwiebelringen, Rotkraut, Tomaten und fein-herber Petersilie. Die Soße war wohldosiert, wenn auch geschmacklich etwas unentschlossen. Der Service war extrovertiert, aber freundlich und auch das recht helle und moderne Ambiente lud, bis auf kleine Details (Plastikpalmen und Fernseher), zum Verweilen.
Platz 2
Kolo (Ø 12,0/15 Punkte)
Amalienstraße 51, 4,50 Euro
Auf den ersten Blick gewann der Kolo Döner sofort in der Kategorie Fladenumfang: Ein riesiges flaches Fladenbrot, knusprig gebacken und stabil, war der Rahmen für das gut gewürzte Kalbfleisch vom Spieß (überwiegend hackfleischartig) und die konservative Gemüsezusammenstellung aus Salat, Tomate und Zwiebeln. Die Soße war bezüglich der Menge optimal und eher neutral-säuerlich. Definitiv einer der besten Döner in Karlsruhe. Das freundliche weibliche Personal und das Ambiente taten ihr Übriges, um für eine insgesamt hohe Wertung zu sorgen. Der Döner war einfach rund (Wortspielalarm) und hat in keiner Wertungskategorie Punkte verspielt.
Platz 3
Piro (Ø 11,7/15 Punkte)
Kaiserstraße 164, 5 Euro
Das Piro Karlsruhe als Dönerbude zu bezeichnen wäre reichlich frech. Das Restaurant bietet ein erstklassiges Ambiente, tollen Service und reichlich Tische. So ausladend die Räumlichkeit, so schlicht der Döner. Im knusprigen Fladen fand sich nur das Nötigste: gut gegrilltes Kalbfleisch, Gemüse (primär Salat) und eine säuerlich-frische Soße. Alles gleichmäßig über den recht großen Fladen verteilt, so dass das Verhältnis der Komponenten überall sehr gut war. Ein schlichtes Exemplar eines Döners, aber gerade deshalb so erfrischend klassisch und gut.
Kral
Fritz-Erler-Str. 21, 5 Euro
Das Kral überzeugte mit einer extrem freundlichen Atmosphäre, einer exzellenten Frische der Zutaten und einem hervorragenden Fladenbrot. So wartet man zwar etwas länger auf sein Essen, bereut es aber nicht. Abzüge gab es für die teils schlechte Komposition des Döners. So fanden manche Tester auf Teilen ihres Fladens nur Soße vor und waren auch in Betrachtung der Menge etwas unterbestückt. Bei einem Preis leicht über dem Standard machte dies doppelt unglücklich. Das Geflügelfleisch war sehr gut und stets kross gebacken, zog aber eine Grundsatzdiskussion Kalb versus Huhn nach sich.
Yuff.ka
Erbprinzenstraße 40, 2,50 Euro
Den absoluten Tiefpreisdöner gibt es bei Yuff.ka. In schlichtem und wohl aufgrund des Andrangs etwas schmuddeligem Ambiente liegt der Fokus auf der Speisung von Massen – und das schmeckt auch noch erstaunlich gut! Der Döner war zwar kleiner und inhaltlich ebenfalls abgespeckt, aber bei einem Preis von 2,50 Euro fühlte man sich trotzdem gut versorgt. Dass der Preis im subjektiven Empfinden eine entscheidende Rolle spielt, zeigt hier eindeutig der Unterschied zwischen den subjektiven Tester-Urteilen und der objektiven Gesamtwertung. Der Hackfleischspieß bestand aus 80 Prozent Kalb, fünf Prozent Pute und 15 Prozent weiteren Ingredienzien.
Iskender
Kaiserstraße 160, 4,50 Euro
Der Döner im Iskender schmeckte sehr natürlich, befand ein Teil der Testrunde – fad wäre er gewesen, behaupteten hingegen andere. Tatsächlich war der Döner dominiert von der säuerlichen Frische der Joghurtsoße und knackigem Gemüse (unter anderem Karotte – ein Novum). Gewürze waren nur dezent zu schmecken. Ist das Iskender also ein Spalter? Ja, auch vom modernen, klaren und sauberen Ambiente waren viele angetan, andere jedoch wieder nicht. Nur in einem Punkt waren alle einig: Das Fleisch vom Hackspieß aus Rind, Kalb und Pute war leider zu wenig gegrillt und so wird die Hackmasse zu einem grauen Teig, den auch der gute Fladen nicht wettmachen konnte.
Mastar
Karlstraße 95, 4 Euro
Im Vergleich zum Iskender war das Fleisch im Mastar etwas besser (was so viel bedeutet wie: braun gebrutzelt) und das Gemüse ebenso gut und frisch. Leider erreichte das Mastar in allen anderen Teilwertungen maximal den Durchschnitt. Die Zwiebeln wurden trotz der gängigen Bestellung „mit allem“ schmerzlich vermisst. Sowohl Brötchen als auch Soße überzeugten nicht. Hinzu kamen ein etwas buntes Ambiente inklusive lautem Fernseher sowie der Service, dem ein Lächeln und nette Worte nur schwer über die Lippen gingen.
Karlsruher Kebab Haus
Lammstraße 12, 4,50 Euro
Zentral in Karlsruhe liegt das Kebab Haus. Wir bestellten alle Kalbfleisch, waren aber letztlich nicht sicher, ob nicht doch auch etwas Geflügel den Weg auf unseren Döner gefunden hatte. Der Kalbfleischspieß war schon beim Betreten des Lokals nahezu aus. Das Gemüse war sehr grob und rustikal geschnitten, die Soße zurückgenommen, so dass der Geschmack primär von Fleisch und Zwiebeln dominiert wurde. Bei anderen Dönern hatten wir oft das Gefühl, man hat den Zwiebeleinsatz mittlerweile drastisch reduziert – hier nicht. Sehr gut! Das Personal war sehr zuvorkommend und am Ende des Abends gab es noch einen Tee aufs Haus.
Mevlana
Kriegsstraße 224, 5 Euro
Ebenfalls außerhalb der Innenstadt liegt das Mevlana, das in vielen Wertungsportalen hoch gehandelt wird. Leider müssen wir dieses Restaurant etwas auf den Boden der Realität zurückholen. Zunächst ein sehr sauberer, moderner und aufgeräumter Laden mit extrem freundlichem Personal. Der Döner war mit einen leckeren Soße versehen und das Gemüse knackig und frisch. Das Hühnerfleisch sowie die Zusammenstellung des Döners und die Optik waren gut, jedoch ohne zu überzeugen. Tiefpunkt war leider ein penetranter, muffiger Geruch (wahrscheinlich ein einmaliges Ereignis), der sich kurzzeitig im Restaurant ausbreitete und nicht gerade förderlich für das Empfinden der Testesser war.
Euphrat
Hirschstraße 28, 5 Euro
Das Euphrat ist in Karlsruhe als eine Dönerlegende zu bezeichnen und in den Gassen der Stadt heißt es, der beste Dönerspieß kommt aus dem kleinen Laden in der Hirschstraße. Ob der Döner dem guten Ruf gerecht werden kann? Nicht ganz. Das selbstgesteckte Kalbfleisch war sehr gut, alle anderen Wertungen waren leider nur durchschnittlich. Die Soße und der gesamte Döner waren etwas dröge, die Optik nicht optimal und es hätte auch etwas mehr in die Brötchen gepasst. Gewiss keine Enttäuschung, aber auch nicht die Karlsruher Spitzenklasse.
Karthago
Durlacher Allee 6, 4 Euro
Mit großem Hunger hatten wir das Kathargo in Uninähe betreten und voller Genuss den ersten Biss des Döners dort genossen. Würzig und saftig war dieser. Nach dem zweiten Biss dann die Wende. Mit jedem weiteren Bissen wurde der Döner schlechter. Alles wirkte überwürzt, das Fleisch matschig und die Soße zu fettig. Das knusprige, frisch gebackene Brötchen leidet schnell unter der Menge des Inhalts, denn die Portion ist riesig, vor allem mit viel und verschiedenem Gemüse versehen. Doch was nutzt einem die größte Portion, wenn sie nicht komplett zu essen ist? Wer sich für das Karthago entscheidet, dem sei die Pizza empfohlen. -pasch (Gastro Guerilla, www.gastroguerilla.wordpress.com)
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