Kinemathek vs. Kurbel, Runde zwei

Stadtleben // Artikel vom 15.10.2017

In der Karlsruher Kulturszene rumort es.

Nicht nur, weil das Sandkorn-Theater taumelt. Eine mehr als unrühmliche Rolle spielt dabei BM Oberts Baudezernat, das weder in Sachen Europahalle noch Basketball-Leichtbauhalle für die PSK Lions seinen Job gemacht hat, sich aber sonst munter ins Gastro- und Kulturleben der Stadt einmischt. Notfalls richtet es die Brandschutzlobby… Für erhitzte Gemüter gesorgt hat auch unser Artikel in INKA #130 über die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten zwischen der Kinemathek und der ursprünglich zum Fortbestand des kommunalen Kinos gegründeten Kurbel Filmtheater eG, die seit 2010 unter einem Dach im Passagehof ihr jeweiliges Programm fahren.

Wegen Zahlungsrückständen des Kinemathek-Untermieters Kurbel ging es zweimal vor Gericht, wobei man sich im Oktober 2014 in einem Vergleich darauf geeinigt hat, dass die Kurbel über 61.000 Euro ausstehende Monatsmieten an die Kinemathek bezahlt; in einem zweiten Urteil vom Januar 2017 wurde die Kurbel zur Nachzahlung von mehr als 18.000 Euro Betriebskosten verurteilt, die Kinemathek musste knapp 3.000 Euro an die Kurbel geben. Vom Verfahren hatten die beklagte Kurbel 92 Prozent der Kosten zu tragen, die klagende Kinemathek acht Prozent.

Die von uns in der September-Ausgabe zitierten 18.000 Euro aus einem Kinematheks-Brief vom 4.9., der Gemeinderat und Kulturausschuss darüber informiert, dass der bis Ende 2019 laufende Untermietvertrag mit der Kurbel-Kinogenossenschaft gekündigt ist, war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung allerdings nicht mehr in genannter Höhe offen, da er hinter den Kulissen bereits mit anderen Beträgen aufgerechnet worden war. Kurz vor der Gemeinderatssitzung am 26.9. adressierte Kurbel-Aufsichtsratsmitglied Walter Kohne dann einen Brief an Kultur-BM Jäger, Gemeinderat und Kulturausschuss.

Das uns vorliegende Schreiben kann man nur als trumpesk bezeichnen, ebenso Kohnes an INKA gerichtete Bitte um „Richtigstellung“ unseres Artikels: Diese „Richtigstellungen“ beziehen sich vornehmlich auf seine Interpretationen – aber das machen andere Fake-Newser ja nicht anders. Wenn man beide Schreiben liest, vermitteln sie eher den Eindruck, nicht die Kurbel habe die Kinemathek durch jahrelang verzögerte Zahlungen an den Rand der Nicht-mehr-Existenz gebracht und finanziell völlig ausgetrocknet, sondern umgekehrt.

Doch Kohnes Gemeinderatsbrief zeigte Wirkung: Die Entscheidung, wenigstens den an Marketingmaßnahmen gebundenen Sperrvermerk über die 20.000 Euro Zuschusserhöhung aus dem Doppelhaushalt für die chronisch unterfinanzierte Kinemathek aufzuheben (eigentlich war ein Mehrfaches errechnet!), wurde erneut vertagt. Mehr als pikant: Im Kulturausschuss sitzt ein wichtiges Mitglied der Kurbel-Genossenschaft: KAL-Stadtrat Lüppo Cramer. In der Gemeindeordnung von Rheinland-Pfalz ist es übrigens untersagt, sein Stimmrecht in Eigeninteresse auszuüben. -rw/pat

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