KisS - Karlsruhe im sonnigen Sommer

Stadtleben // Artikel vom 13.03.2008

Einigkeit herrschte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, dass es in Karlsruhe kein kulturelles "Sommerloch", sondern ausreichend Angebote in dieser Jahreszeit gibt.

Damit war es aber schon weitgehend vorbei mit der Einigkeit der Fraktionen, was aus dem "Sommerloch" in Karlsruhe gemacht werden soll. Denn über das "Wie?" war man eher konträrer Meinung. Grund der Debatte im Gemeinderat war der KAL-Antrag "Marketing für Kultur im Sommer".

Stadtrat Dr. Eberhard Fischer, bekannt dafür, dass er sich besonders um das Stadtmarketing kümmert, begründete den Antrag mit zwei Auslösern: Zum einen wurde in einem Kulturfrühstück von Kulturtreibenden der Wunsch geäußert, einen Kulturterminkalender für den Sommer zu erstellen. Zum anderen wurde auch besonders von kleinen Kulturveranstaltern ebenso dieser Wunsch geäußert, da sie ja hauptsächlich den kulturellen Beitrag im Sommer leisten.

Die KAL-Fraktion will in ihrem Antrag erreichen, dass die Stadtverwaltung ein Konzept unter Beteiligung des Stadtmarketings, der KMK Tourismus und der Technologieregion, ein Marketing ab 2008 für die kulturellen "Sommerloch"- Veranstaltungen erstellt. Das mit Abstimmung der Kulturanbieter. Dabei soll die komplette Palette der Vermarktung umfasst werden: Preisbildung, Vertrieb und Werbung. In einer ansprechenden Broschüre und im Internet sollen die Veranstaltungen präsentiert und diese in der Region in bestehenden Tourismus-Infos oder ähnlichen Orten ausgelegt werden.

"Showantrag" der KAL?

In der Stellungnahme der Stadt zum KAL-Antrag wird erläutert, dass der Antrag nur einen Teil des Themas anspreche. Die Stadt bemühe sich bereits in Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen, wie das "Produkt Kultur" marketinggerecht als Ganzes geformt werden soll. Ein ganzheitlicher Ansatz wird angestrebt, gefördert werden soll auch damit Kultur – Image der Kultur – Profil der Stadt. Und in diesem ganzheitlichen Kulturmarketingansatz wird ein spezielles Marketingkonzept für den Sommer beinhaltet sein. Ein erster Workshop mit dem Kulturkreis sei schon geplant. Erste Ergebnisse könnten aber erst ab 2009 umgesetzt werden.

Die Stadt ist sich der Kultur-Marketingproblematik bewußt und hat schon seit längerem Schritte eingeleitet, Problemlösungen zu finden. Man arbeitet daran. Die Frage ist, ob dies die KAL-Fraktion nicht wußte, und wenn doch, warum sie dann überhaupt einen solchen Antrag stellt, wenn alles schon in der Pipeline ist. Solche Anträge nennt man landläufig Showanträge. Man stellt Anträge, die eigentlich unnötig sind, weil man die Antwort schon kennt oder zumindest Kenntnis hat, dass sie schon in Antragsteller-Richtung bearbeitet werden.

Es ist also nicht überraschend, dass Dr. Fischer die Verwaltungsantwort begrüßt, sich aber  wünscht, dass die ersten Sommermarketingmaßnahmen schon im Sommer 2008 stattfinden sollten. Das müsste aus seiner Sicht schneller gehen; und nicht mit dem Kulturkreis, sondern mit den kleinen Kulturtreibenden müsse zunächst gesprochen werden. Wen er damit meint, ließ er offen. Dies brachte CDU-Stadtrat Hans-Jürgen Vogt auf den Plan, dass nur das Badische Staatstheater im  Sommer geschlossen hätte.

Obert: "Es geht nicht um 'Kultursommer', sondern um "Kultur im Sommer'"

Die weiteren Kulturkreismitglieder hätten im Sommer geöffnet. Ansonsten sei er mit der Verwaltungsantwort zufrieden. Sie sei ein vernünftiger Schritt in die richtige Richtung. Er regte an, die bekannten Stadtmagazine mit einzubeziehen, diese zu unterstützen. In welcher Form ließ er offen. Unterstützung bekam die KAL durch die SPD. Stadträtin Elke Ernemann meinte, dass im Sommer etwas geschehen müsse. Eine Vernetzung sei wünschenswert. Wer, wie, warum vernetzt werden soll, konkretisierte sie nicht. Grünen Stadträtin Ute Schulze-Harzer fragte sich, was man eigentlich wolle. Einen Kultursommer, einen Kulturkalender? Oder mehr? Zunächst bräuchte man eine Konzeption, dann erst ein Marketing. Sie befürworte zwar den Kultursommer, dies solle man aber nicht nur dem Marketing überlassen.

Stadtrat Michael Obert (FDP/A) brachte es auf den Punkt: Es ginge nicht um "Kultursommer", sondern um "Kultur im Sommer". Den Antrag müsse man ausweiten und die Kultur in Karlsruhe nicht nur auf den Sommer reduzieren. Ihm sei wichtig, dass die kleinen Kultureinrichtungen berücksichtigt werden, die nicht das Budget hätten, große Anzeigen zu schalten. Problematisch fand er auch, dass erst 2009 etwas in dieser Richtung geschehen soll.

Wirtschaftsbürgermeisterin Margret Mergen (CDU), die für das Stadtmarketing zuständig ist, stellte berechtigte Fragen in den Raum, für wen denn das neue Marketingkonzept gedacht sei. Welche Zielgruppe wolle man ansprechen? Die Karlsruhe Bürger? Die Region? Oder Touristen? Das sei alles noch nicht entschieden und solle erst erarbeitet werden. Warum sie dann "KisS - Karlsruhe im sonnigen Sommer" als Sloganvorschlag einbrachte und sich damit ins operative Geschäft einmischt, wird ihr Geheimnis bleiben. Swen Kraus

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