KMK-Tourismus-Geschäftsführer Klaus Hoffmann im Interview

Stadtleben // Artikel vom 13.03.2013

Der Karlsruher Tourismus hat erheblich an Zugkraft gewonnen.

Nachdem das erste Etappenziel erreicht ist, mit dem Ausbau des Kongressgeschäftes den Tourismus zu befeuern, hat die KMK nun ein klares Konzept entwickelt, sowohl den Kulturtourismus, aber auch – damit verbunden – den oft unterschätzen Tagestourismus nachhaltig mit Marketingaktionen zu befeuern.

Patrick Wurster und Roger Waltz sprachen mit dem für den Karlsruher Tourismus zuständigen KMK-Geschäftsführer Klaus Hoffmann.

INKA: Täuscht es oder hat der Geschäftsbereich Tourismus der KMK und insbesondere auch der Kulturtourismus in jüngster Zeit erheblich an Zugkraft gewonnen?
Klaus Hoffmann: Das Thema Geschäftsreisetourismus spielt für Karlsruhe eine eminent wichtige Rolle. Wir sind uns wohl bewusst, dass man Kunst und Kultur aus Vermarktungssicht nicht außen vor lassen darf, haben uns aber nie richtig herangetraut. 2011 wurde dann in einem fast einjährigen Prozess das gesamte Tourismusspektrum der Stadt unter strategischen Gesichtspunkten durchleuchtet – auch vor dem Hintergrund des 300. Stadtgeburtstags 2015. Wir haben daraufhin fünf Themenschwerpunkte für die neue Marketingkampagne festgelegt, mit denen in Zukunft verstärkt um Besucher geworben werden soll: „Natur und Entspannung“, „Kunst und Kultur“, „Essen und Trinken“, „Einkaufen und Erlebnis“ sowie „MICE und Wissen“. Die Publikumsansprache hat sich seither verändert – auch durch den Namensbotschafter Karl, der sich als Maskottchen binnen kürzester Zeit zum Sympathieträger entwickelt hat und den Besuchern auf eine emotionale Art die Geschichte der Fächerstadt näherbringt. Seitdem können wir auch den Kunst- und Kulturstandort Karlsruhe viel besser verkaufen als in der Vergangenheit.

INKA: Wie gewinnen Sie ausländische Gäste für das Kulturreiseziel Karlsruhe?
Hoffmann: Die Kunstmesse „art“ hat sich in den vergangenen zehn Jahren etabliert, das ZKM hat in der Welt einen großartigen Ruf. Aber mit der von Peter Weibel angestoßenen „Globale“ könnten wir eine zweite „Documenta“ schaffen und eine internationale Aufmerksamkeit erzeugen, wie es sie hier selten gegeben hat. Wenn wir über Besucherströme sprechen, bewegt sich Karlsruhe momentan im baden-württembergischen und bundesdeutschen Kontext. Die Niederlande sind mit rund 14.000 ankommenden Gästen und über 20.000 Übernachtungen im Jahr einer unserer wichtigsten Märkte. Wachsendes Interesse an Karlsruhe als Kulturstadt verzeichnen wir ebenfalls aus Österreich, Belgien und der Schweiz, was auch durch Auftritte bei der „ITB Berlin“, den „Ferienmessen“ in Wien und Bern, dem Brüsseler „Salon de Vacances“ und der Reisemesse „Vakantiebeurs“ in Utrecht weiter ausgebaut werden soll. Die Holländer nutzen Karlsruhe noch als Durchgangstor. Wir müssen dafür sorgen, dass es zum Nadelöhr wird, indem wir potenziellen Besuchern aus den angrenzenden europäischen Ländern und darüber hinaus unsere Stärken, die Vorzüge und unsere Einzigartigkeit vermitteln.

INKA: Einen Nationalpark Nordschwarzwald würden Sie dazu wie wahrscheinlich alle Tourismusfachleute sehr begrüßen?
Hoffmann: Nicht uneingeschränkt. Es wäre für uns sicherlich hilfreich, über einen Nationalpark zu verfügen. Wenn er ein touristischer Magnet werden soll wie beispielsweise in Bayern, darf man jedoch nicht auf halber Strecke stehenbleiben, sondern muss vielmehr von Anfang an Vollgas geben. Sollte im Fall der Fälle allerdings sinnvoll investiert werden, kann man in fünf bis zehn Jahren durchaus etwas Vorzeigbares schaffen.

INKA: Kurzreisen und Wochenendtrips liegen im Trend. Welchen Stellenwert messen Sie diesem Mikro-Tourismus bei?
Hoffmann: Im Jahr 2012 zählte Karlsruhe mehr als eine Million Übernachtungen. Aber die Wochenenden haben noch Kapazität – und das Wochenende ist Kunst und Kultur. Dafür ist der Tagestourismus ein ganz entscheidender Faktor, der lange Zeit vollkommen vernachlässigt wurde. Aktuell machen wir das genaue Gegenteil: Wir haben bereits 20 Millionen Tagestouristen. Das sind fast dreimal so viele wie man aufgrund der Übernachtungen annehmen könnte. Unser Ziel ist es, noch mehr Besucher für Karlsruhe zu begeistern. Und wenn ein Karlsruher außerhalb der Stadt positiv über seine Heimat spricht, ist das mehr wert als jedes Stück Papier, das ich bedrucken lasse.

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