Kreativparkplatz Schlachthof

Stadtleben // Artikel vom 19.03.2008

Ansiedlungsprojekte aus dem "kulturnahen Gewerbe" wie Rockshop oder Musikschule Intakt im Kreativpark auf dem Schlachthofgelände platzten wegen der Grundstücks- und Mietpreisvorstellungen der Stadt.

Wenigstens die Erweiterung und der Umzug von Tollhaus und Substage schienen in trockenen Tüchern. Mitnichten! Grund ist die Parkplatzsituation: Bei Veranstaltungen soll der benachbarte Messplatz zum Parken genutzt werden, sollte der aber eines Tages bebaut werden, muss eine andere Lösung her. Also sollen die genannten Einrichtungen am Tag X eine Ablöse von circa 4.000 Euro pro Parkplatz zahlen, Geld, das etwa in den Bau eines Parkhauses fließen soll.

"Unser Vereinsziel ist es nicht, Gelder für Parkplätze zurückzustellen"

Für das Substage sind hundert Stellplätze auszuweisen, sprich 400.000 Euro, für das Tollhaus noch mehr. "Das würde das Substage in die Pleite treiben", sagt Andreas Schorpp vom Substage. "Unser Vereinsziel ist es, Kultur zu machen und nicht, Gelder für Parkplätze zurückzustellen", erklärt Bernd Belschner vom Tollhaus. Laut Schorpp wurde "das Problem seitens der Stadt zwar verstanden, aber eine endgültige Klärung steht noch aus".

Das Tollhaus sieht selbst seine Landes-Fördermittel gefährdet: In Stuttgart vertrete man den Standpunkt, wenn Karlsruhe seinen Kultureinrichtungen nicht einmal Parkplätze zur Verfügung stelle, gäbe es auch kein Geld vom Land, so Belschner. Hinzu kommt, dass die Baugenehmigungen von Tollhaus und Substage von der Lösung des Parkplatzproblems abhängen. Der für Herbst 2009 anvisierte Umzugstermin des Substage ist jetzt schon nicht mehr zu halten, auch ein Scheitern ist nicht mehr völlig ausgeschlossen.

Zeit, das Projekt von der Fessel der Kostenneutralität zu befreien

Bau- und Kulturbürgermeister Ullrich Eidenmüller nennt zwei Lösungsvarianten: "Entweder die Betreiber erwirtschaften die Beträge über einen längeren Zeitraum oder die Stadt tritt dafür ein, etwa durch eine Bürgschaft". Den Durchbruch soll Mitte März ein Gespräch aller Beteiligten mit Oberbürgermeister Heinz Fenrich bringen. Denkt man die Idee, von öffentlich geförderten Kulturvereinen eine knappe Million Euro für Parkplätze kassieren zu wollen (bei gleichbleibenden Fördermitteln, Tollhaus ca. 220.000 Euro, Substage: 60.000 Euro bei erheblich höheren Mietkosten), einmal zu Ende, muss die Frage erlaubt sein, was der Stadt diese Kultureinrichtungen eigentlich wert sind.

Die Konversion des Schlachthofareals soll inklusive aller Altlasten kostenneutral bewältigt werden. Im Umkehrschluss heißt das: Bezahlen sollen die neuen Nutzer – wobei solvente kulturnahe Betriebe (siehe oben) bereits einen Rückzieher gemacht haben. Bleiben die freien Kultureinrichtungen und Künstler, wobei hier wenig zu holen ist. Es wäre daher an der Zeit, das Projekt endlich von der Fessel der Kostenneutralität zu befreien und zu retten, was noch zu retten ist, bevor man es aus purer Knauserigkeit vor die Wand fährt. -mex

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