Kultur fordert steigende Zuschüsse statt Kürzung

Stadtleben // Artikel vom 01.10.2023

Kulturkürzungen (Foto: Johannes Frisch)

Die freie Kultur schlägt Alarm.

In einem Brandbrief fordern die 18 Kultureinrichtungen des Kulturrings eine Erhöhung und Dynamisierung der städtischen Förderung statt der geplanten Kürzungen ihrer Zuschüsse. Ab dem kommenden Jahr sollen die Kultureinrichtungen der Stadt nach den Sparplänen der Verwaltung 1,5 Prozent weniger Mittel aus dem städtischen Haushalt erhalten. „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Daniela Kreiner vom Sandkorn-Theater, die existenzielle strukturelle Probleme in der kommunalen Kulturfinanzierung sieht. „Das Sandkorn erhält seit 20 Jahren den gleichen Zuschuss. Für uns bedeutet das bei jedem Haushalt eine Kürzung.“

Das Theater steht damit nicht allein. Trotz jährlich steigender Kosten für Mieten, Personal oder Energie wachsen die städtischen Zuschüsse nicht mit. „Ich habe gerade den Wirtschaftsplan für die kommenden Jahre gemacht, wir haben ein strukturelles Problem“, sagt Kreiner. Selbst in einem guten Jahr mit hohen BesucherInnen-Zahlen und einer Personaldecke „auf dem Minimum“ könnten die steigenden Kosten nicht gedeckt werden. „Wenn sich nichts ändert, wird Das Sandkorn nicht überleben“, sieht Kreiner bei einer weiteren Kürzung oder Stagnation der Zuschüsse existenzielle Probleme.

Auch bei anderen Einrichtungen wie der Alten Hackerei und dem Filmboard gehe es bei der Frage der Zuschüsse um alles. „Wenn das so weitergeht, werden nicht alle überleben. Der Gemeinderat muss überlegen, wie wichtig vielfältige Kultur für Karlsruhe ist“, sagt Kreiner. Dazu fordert der Kulturring eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse um zehn Prozent und danach eine fortlaufende Steigerung, die sich an der Inflationsrate orientiert. „Sorgen Sie für eine solide finanzielle Ausstattung unserer Einrichtungen, um Bestand und Weiterentwicklung zu ermöglichen“, appelliert der Kulturring in seinem Brief an die zuständigen Bürgermeister und Fraktionen.

Der auferlegte Sparzwang allein könne angesichts des hohen gesellschaftlichen Wertes von Kultur und der Vielfalt kein Argument sein. „Uns ist allen bewusst, dass gespart werden muss, aber so geht es nicht und es muss eine Lösung gefunden werden“, sagt Kreiner. Durch die stagnierenden Zuschüsse sei das Personal im Kulturbereich chronisch unterbezahlt. Das betrifft nicht nur die wenigen Festangestellten. Kreiner falle es auch bspw. zunehmend schwer, Techniker zu finden, die bereit seien für das Honorar zu arbeiten, das das Sandkorn-Theater gerade so noch bezahlen könne.

Zur Deckung der Ausgaben und Absicherung des Kulturbetriebs seien städtische Zuschüsse nötig, wolle man nicht die Gäste zusätzlich belasten oder ihnen aus rein finanziellen Gründen den kulturellen Zugang sperren. „Sponsoren sind weniger geworden seit Corona, da bleiben für uns nur höhere Eintrittsgelder oder Zuschüsse“, sagt Kreiner.

Die Kulturschaffenden wollen dabei nicht als „Bittsteller“ auftreten, sondern die existenzielle Not an die Verantwortlichen kommunizieren. Bis der Gemeinderat entscheidet, sollen eine Petition und öffentlichkeitswirksame Aktionen bei den Entscheidungsträgern den Druck erhöhen. -fk

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