Kunst-Galerie unter der Kriegsstraße?

Stadtleben // Artikel vom 05.06.2022

Vlado Bulic kennt den Weg nach unten.

Viele Jahre nutzte er die Unterführung in der Kriegsstraße, um zu seiner Wohnung oder von dort in die Stadt zu kommen. Doch seit vor elf Jahren eine Ampel die nördliche und südliche Hirschstraße verbindet, wurden FußgängerInnen in der Unterführung seltener. Heute ist der Zugang mit dicken Holzbrettern versperrt.

Im April sollte der Karlsruher Gemeinderat der Unterführung dann auch formal die Eigenschaft als öffentliche Straße entziehen. Als Bulic davon hörte, verfiel er in hektische Betriebsamkeit. Erst am Tag vor der Sitzung erfuhr der Vorsitzende des Bürgervereins Südweststadt von der geplanten Entscheidung und verfasste eine Stellungnahme, dass die Unterführung bleiben soll. „Ich habe das dann kurz vor knapp geschickt und dachte, das liest sowieso niemand mehr“, sagt Bulic. Doch zu seiner großen Überraschung fand seine Idee Unterstützung bei fast allen Stadtratsfraktionen.

Als der Oberbürgermeister die Entwidmung der Unterführung zur Abstimmung stellen wollte, erntete er schnell Widerstand aus den Fraktionen. Der Tagesordnungspunkt wurde vertagt. „Das freut uns, dass wir im letzten Moment noch Bewegung erzeugen konnten. Das ist wirklich etwas Besonderes“, sagt Bulic. Er hat eine konkrete Idee für die Nutzung der Unterführung: „Ich wünsche mir eine Galerie für junge Künstler. Es gibt keinen Ort in Karlsruhe, an dem sich junge Künstler präsentieren können.“ In der Südweststadt gäbe es ohnehin kaum kulturelle Orte. In der Unterführung sieht der Architekt Bulic optimale Bedingungen. „Es ist so einfach und kann so schön sein. Die Menschen können zur einen Seite rein- und zur anderen wieder rausgehen und dazwischen Kunst sehen.“

Der vorläufige Name „Galerie Süd-West-Mitte“ solle die Funktion als „kulturelle Brücke zwischen den Stadtteilen Südweststadt und Mitte“ betonen, so Bulic. Knapp 250 Quadratmeter Fläche bietet die Unterführung, die nach Bulics Vorstellungen noch mit einem Aufzug und vielleicht sogar mit einem Café ausgestattet werden solle. Er arbeite gerade an konkreten Vorschlägen und Zeichnungen. Zudem suche er Kontakt zu jungen Künstlern. „Ich weiß noch gar nicht, ob die überhaupt Interesse haben. Das ist nur eine Idee von uns“, sagt Bulic. Auch bei der Frage, wer den Raum tragen solle, hat Bulic eine klare Vorstellung: „Vielleicht hat die Kunstakademie Interesse einen solchen Raum zu betreiben. Die Kunsthochschule ist in der Nähe, aber keiner im Stadtteil weiß, was die machen. Das wäre eine Chance für mehr Präsenz.“

Bulic will bei den Verantwortlichen für seine Idee werben. Er weiß, dass es noch ein längerer Weg werden kann, bis in der Unterführung tatsächlich Kunst zu sehen sein könnte. „Wir machen einen Vorschlag und dann entscheidet der Gemeinderat. Wir freuen uns, wenn wir dort irgendwas bekommen.“ Denn das die Unterführung weiter ungenutzt ist oder gar abgerissen, will er unbedingt vermeiden. „Wenn die Unterführung schon da ist, dann sollte sie auch genutzt werden!“ -fk

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