Lange Wunschliste für das Rotag-Areal

Stadtleben // Artikel vom 03.06.2022

Im Kampf um die knappen Flächen in der Stadt sind viele Augen derzeit auf Grünwinkel gerichtet.

Verschiedene Parteien meldeten bereits ihr Interesse für das etwa drei Hektar große Areal der alten Tabakfabrik (Rotag) an. Die Stadt Karlsruhe hatte das Gelände 2020 erworben; jetzt brachten Kulturamt, Stadtplanungsamt und die Wirtschaftsförderung verschiedene Interessensgruppen in einer Leitbildwerkstatt zur künftigen Nutzung des Geländes zusammen. Im Vorfeld hatte es in Teilen der Kulturszene Unzufriedenheit über eine Nichtberücksichtigung gegeben. „Aus organisatorischen Gründen“ hätten nicht alle Interesseierten berücksichtigt werden können, bestätigte die Stadtverwaltung. Es sei aber eine „repräsentative Auswahl“ getroffen worden.

Bei den Vorträgen und World Cafés der Leitbildwerkstatt saßen dann neben VertreterInnen des Gemeinderats und der Verwaltung vor allem Interessensverbände aus dem Handwerk und der Kultur. Entstanden ist eine vielfältige Liste: ein Gründer- und Gewerbezentrum für das Handwerk, Proberäume, Ateliers, Werkstätten und Verkaufsflächen für das Kunsthandwerk oder gastronomische Angebote für den Stadtteil. „Jeder hat seine eigene Wunschliste mitgebracht“, sagt ein Teilnehmer. Einig zeigten sich Teilnehmer und Stadtspitze, dass auf dem Areal kein zweiter Alter Schlachthof entstehen solle. Preisgünstige Räume seien wichtiger als fertig sanierte Lösungen.

Derzeit ist für das Areal nur eine gewerbliche Nutzung möglich. Um auch Kultur zuzulassen, müsste der Bebauungsplan geändert werden. Dabei machte die Stadtverwaltung auch auf die jüngst beschlossene Linie aufmerksam. In Karlsruher Gewerbegebieten sollen aufgrund der Flächenknappheit gewerbliche Nutzungen grundsätzlich Vorrang vor Gesundheit, Kultur und Sozialem haben. Hinzu kommt: Die Planungen fallen mitten in die voran getriebene Sparpolitik des städtischen Haushalts. „Die Entwicklung des Areals steht unter dem Vorbehalt, dass sich alle Maßnahmen am Ende auch wirtschaftlich tragen müssen“, stellt die Stadtverwaltung daher schon vorab als „besonders wichtig“ heraus.

Der Sanierungsbedarf in den teils denkmalgeschützten Hallen des Areals ist hingegen groß. Nicht nur der Brandschutz ist in den derzeit teils gesperrten Hallen eine Herausforderung. Im Herbst soll es in einem Planungsworkshop um konkrete Möglichkeiten der Umsetzung gehen. Spätestens nach dem ersten Workshop ist vielen klar geworden, dass es zur Entwicklung des Rotag-Areals nicht nur eine lange Liste abzuarbeiten, sondern auch einen langen Weg zu beschreiten gibt. -fk

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