Neuer Inhaber: Stephanus-Buchhandlung

Stadtleben // Artikel vom 01.04.2023

Lange herrschte Einigkeit unter ExpertInnen: Das gedruckte Buch hat keine Zukunft.

Erst recht würde die Digitalisierung den stationären Buchhandel überflüssig machen. Die Stephanus-Buchhandlung beweist seit Jahren das Gegenteil. Anfang des Jahres hat mit Jörg Mattusch ein langjähriger Mitarbeiter das Geschäft mit seinen vier weiteren Buchhandlungen in Karlsruhe und der Pfalz übernommen. Nach 36 Jahren verabschiedete sich Paul Kaufmann in den Ruhestand. „Es war seine Idee, dass die Mitarbeiter den Laden übernehmen. Ich bin dann übrig geblieben“, sagt Mattusch lachend. Den Unkenrufen über die Buchbranche kann er sich so gar nicht anschließen: „Bücher sind einfach mein Ding. Ich habe große Hoffnung, sonst hätte ich das nicht gemacht.“

Im Gegenteil sieht Mattusch mit Blick auf Frankreich und die USA großes Potenzial für unabhängige Ladengeschäfte. „Der Trend in geht wieder zu kleinen Buchläden. Allein im vergangenen Jahr haben in Frankreich 160 kleine Läden neu aufgemacht.“ Auch die Buchverlage unterstützten kleine Buchhandlungen, wo sie könnten. Dagegen würden die Banken den Einzelhandel heutzutage bremsen, sagt Mattusch. „Es wird einem nicht leicht gemacht, ein Einzelhandelsgeschäft zu eröffnen. Das geht nur noch mit viel Enthusiasmus.“ Den wollen Mattusch und sein Team vor allem in die Reaktivierung und den Ausbau des Veranstaltungsbetriebs stecken. „Nach Corona wollen wir mit Veranstaltungen wieder präsenter werden.“ Dazu soll die Stephanus-Buchhandlung selbst zum Veranstaltungsort werden. Bereits Ende März fand das erste „Ladenkonzert“ mit kleiner Bühne nach Ladenschluss im Verkaufsraum statt. Dazu sollen auch Kinder- und Jugendbuchautoren im Laden lesen. „Das probieren wir mal. Da sehe ich Potenzial, auch wieder mehr jüngere Leute an den Laden zu binden“, sagt Mattusch.

Auf ein Highlight freut sich Mattusch schon sehr. „Im Herbst werden Meta Bene, Kriegundfreitag und Flix zwei Tage lang Livezeichnungen im Laden anfertigen.“ Schon jetzt sei die Stephanus-Buchhandlung bei Graphic Novels stark und wolle den Bereich weiter ausbauen. Dies gelte auch für die Kooperationen mit dem Jubez oder dem Staatstheater, die Mattusch fortsetzen will. Am Mo, 17.4. kommt dabei mit Max Czollek ein Bestsellerautor ins Staatstheater, der im „Versöhnungstheater“ wieder lustvoll und scharf Zweifel an deutschen Narrativen streut (20 Uhr, Staatstheater, s. sep. Tipp). Mattusch will nicht nur bei Lesungen „vielfältig bleiben“. Während in den vergangenen Jahren immer mehr unabhängige Buchhandlungen geschlossen haben, will Mattusch die vier Filialen der Buchhandlung weiterführen. „Wir sind ja bald alleine in Karlsruhe“, sagt er etwas wehmütig. -fk

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