Oberreut Deluxe – Kiosk für eine „Soziale Stadt“
Stadtleben // Artikel vom 07.10.2021
„Das Kiosk ist ein Ort der Begegnung“, sagt Max Kosoric, der im Juli in Oberreut an den Wochenenden den temporären marktstandähnlichen Treffpunkt „Oberreut Deluxe“ rund um einen Anhänger geschaffen hat.
Der Karlsruher Stadtteil habe „viele Spannungsfelder, aber kaum Orte der Kommunikation“, beschreibt er die Ausgangslage. Auf Initiative von Ulrike Settelmeyer, die beim städtischen Kulturamt das Projekt „Bunte Stadt“ koordiniert, knüpfte das Kollektiv an den eigenen Erfahrungen mit „Le Kiosk“ an. 2006 waren die Initiatoren Christa Fühlbier, Andreas Arndt, Danielle Scheuer, Werner Reiff, Max Kosoric und Sanne Pawelzyk bereits mit einem selbstentworfenen Kiosk und künstlerischem Programm im Karlsruher Nymphengarten aktiv. Settelmeyer erinnerte sich an diese und andere künstlerischen Aktionen des Kollektivs, als sie während des Stadtteilentwicklungsprozesses im Rahmen des IQ-Leitprojekts „Soziale Stadt“ darüber nachdachte, mit welchen Ideen und Konzepten der „Problemstadtteil“ belebt werden könne. „Die einzige Vorgabe war, einen Raum für Kommunikation zu schaffen.“ Je niedrigschwelliger das Angebot, umso besser, sagt Settelmeyer. Oberreut sei besser als sein Ruf, sind sich Kosoric und Settelmeyer nach ihren Erfahrungen einig. Entgegen der Vorurteile ist der Stadtteil nicht krimineller als andere Orte in Karlsruhe. Oberreut sei aber „ein Stadtteil mit viel Armut“, sagt Settelmeyer.
Kosoric ging es zu Beginn wie vielen KarlsruherInnen. „Wir haben vorher nichts mit Oberreut zu tun gehabt.“ Doch schon beim ersten Besuch wurden den Vieren deutlich, was fehlt: „Wir haben gesehen, dass es sehr wenig Cafés und Treffpunkte gibt. Zur Begegnung existieren nur das Jugendzentrum oder kirchliche Angebote“, sagt Kosoric. Schon schnell nach der Eröffnung von „Oberreut Deluxe“ hätte das künstlerisch-pädagogische Kollektiv gemerkt, dass „es ein Bedürfnis gab, sich in einem neutralen Kontext im Freien zu treffen.“ Ganz unterschiedliche Menschen seien dort im Juli dort zusammengekommen. Das wurde allein schon an den verschiedenen Tagen deutlich: Während samstags eher Familien kamen, waren am Sonntag vor allem Kirchenbesucher und der -chor am Kiosk präsent. „Es kamen Menschen zum Kaffeetrinken, Kinder spielten drumherum auf dem Grünstreifen oder es trafen sich Menschen, die einfach nur Gespräche suchten“, fasst er das vielfältige Treiben zusammen. Über Stiftungsmittel finanzierte kostenlose Getränke und Snacks halfen, soziale Hürden zu überwinden.
Zentrales Element sei zudem die Einladung zum Mitmachen und Gestalten unter dem Motto „Was ist Oberreut für einen selbst“, sagt Kosoric. Fahnen oder T-Shirts wurden gemeinsam künstlerisch gestaltet und sollten „dem Stadtteil ein eigenes Gesicht“ geben. Viele Menschen seien der Einladung zur Begegnung per Postkarten in die Briefkästen gefolgt. Nur eines habe nicht geklappt: „Eigentlich wollten den Anhänger nach dem Projekt an die Menschen aus dem Stadtteil abgeben“, sagt Kosoric. Das Kollektiv ist aber entschlossen, den Kiosk als Kommunikationsort langfristig zu etablieren. „Nächstes Jahr soll es weitergehen, die Menschen aus Oberreut wollen das auch.“ Auch Settelmeyer würde das im kommenden Jahr gerne nochmals machen, schränkt aber ein, „dass das natürlich auch eine finanzielle Frage ist“. Für die Stadtentwicklung sei es jedoch zentral, „kulturelle Teilhabe zu schaffen und denen eine Stimme zu geben, die man sonst nicht hört“. Das Kiosk „Oberreut Deluxe“ habe viel dazu beigetragen, um zu konstatieren: „Wer sich des Lebens freut, zieht nach Oberreut.“ -fk
WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL
Fünf: Überraschungsmenüs & „Balerinas“-Ausstellung
Stadtleben // Artikel vom 14.02.2025
Im Frühjahr setzt das Nordstadtlokal seine Menüreihe „Region: Elementar“ fort.
Weiterlesen … Fünf: Überraschungsmenüs & „Balerinas“-Ausstellung40. Indoor Meeting Karlsruhe
Stadtleben // Artikel vom 07.02.2025
Seit 2016 ist das traditionsreiche Hallenleichtathletik-Event als Gründungsmitglied Teil der vom Internationalen Leichtathletik-Weltverband gegründeten Hallenserie „World Athletics Indoor Tour Gold“.
Weiterlesen … 40. Indoor Meeting KarlsruheNach der Ampel links: Jan van Aken
Stadtleben // Artikel vom 04.02.2025
„Während Mieten, Lebensmittel- und Energiepreise immer weiter erhöht werden, wird der Rechtsruck immer deutlicher spürbar. Während in Deutschland immer mehr Menschen armutsgefährdet sind, wird über die Aushöhlung des Sozialstaats diskutiert. Und während immer mehr Menschen auf der Flucht sterben, rüsten Deutschland und Europa weiter auf.“
Weiterlesen … Nach der Ampel links: Jan van AkenBiss zur letzten Rübe – Shopping King (Februar 2025)
Stadtleben // Artikel vom 01.02.2025
Deutsches Kimchi. In zehn Sauerkräutern durch das Jahr
Weiterlesen … Biss zur letzten Rübe – Shopping King (Februar 2025)Closing: FaireWare
Stadtleben // Artikel vom 01.02.2025
Der sinngestützte inhabergeführte Karlsruher Einzelhandel verliert ein wichtiges Ladengeschäft: Nach 21 Jahren schließt Gabriela Merx ihr Kaufhäuschen für den bewussten Konsumenten Ende Februar „aufgrund der wirtschaftlichen Lage“.
Weiterlesen … Closing: FaireWareTollhaus: Neues KVV-Kombiticket & weiteres Solardach
Stadtleben // Artikel vom 31.01.2025
Mit zwei Nachhaltigkeitsmaßnahmen hat das Tollhaus zum Jahresende einen großen Schritt auf dem Weg zum klimafreundlichen Kulturzentrum gemacht.
Weiterlesen … Tollhaus: Neues KVV-Kombiticket & weiteres SolardachPlatanenbesetzung vor dem Staatstheater
Stadtleben // Artikel vom 30.01.2025
Um ein Zeichen gegen die anhaltende Rodung von Stadtbäumen zu setzen, haben die von der Platanenbesetzung im Sommer 2023 bekannten Karlsruher mehrere Bäume vor dem Staatstheater besetzt.
Weiterlesen … Platanenbesetzung vor dem StaatstheaterStadtnews: Die große Haushaltsverrechnung
Stadtleben // Artikel vom 30.01.2025
Ein Blick zurück kann manchmal helfen.
Weiterlesen … Stadtnews: Die große HaushaltsverrechnungHelga Huskamp verlässt das ZKM
Stadtleben // Artikel vom 28.01.2025
Die geschäftsführende Vorständin des ZKM Helga Huskamp wechselt zum 1.4. als Geschäftsführerin und Mitglied des Vorstands an die Kunsthalle Hamburg.
Weiterlesen … Helga Huskamp verlässt das ZKM
Kommentare
Einen Kommentar schreiben