OLG-Urteil: Puff statt Kong

Stadtleben // Artikel vom 12.10.2011

Ein trauriger Tag für die Karlsruher Underground-Szene.

Das Crazy Kong ist am Ende! Nach 14 Jahren, 561 Konzerten und 15 Festivals mit fast 1.000 Bands muss der Verein Musikult seine Arbeit einzustellen. Warum? Wie so oft hängt es am Geld – oder vielmehr der Gier danach. 2007 zog das Crazy Kong nach zweijähriger Raumsuche vom alten Standort hinter dem Hauptbahnhof in ein Industriegebäude in der Liszt-Straße. Ein halbes Jahr später gab es neue Nachbarn: Im 1. Stock eröffnete ein Freudenhaus.

Viel Freude verbreitete der Bordellbetreiber nicht, denn der neue Mieter entpuppte sich als lärmempfindlich und ging – gemeinsam mit dem Vermieter, der offenbar erkannt hatte, dass mit einem Puff im Haus mehr zu verdienen ist als mit langhaarigen Musikern – gegen den Probe- und Konzertbetrieb im Erdgeschoss vor. Erfolglos. Alle Prozesse von Unterlassungsklagen über Verwaltungsklagen bis hin zur Räumungsklage gingen verloren.

Bis jetzt: „Seit über drei Jahren sieht sich der Verein einer Flut von Prozessen ausgesetzt, die bis zum 8.9.2011 alle durch den Musikult e.V. gewonnen wurden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. „Im letzten Prozess, der Berufungsverhandlung einer Räumungsklage vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe, wurde nun gegen den Verein entschieden. Das Urteil ist rechtskräftig, Revision ist nicht zugelassen und der Musikult muss seine Räume, das Crazy Kong, bis zum 30.9. räumen.“ Für den Verein ist das Urteil „ein Skandal“ und nicht nachvollziehbar. Für die Karlsruher Musikszene, der eine traditionsreiche, unkommerzielle Spielstätte und ein beliebter Treffpunkt verloren geht, ist es ein schwerer Schlag. -mex

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