Petition: Rettung des Ensembles Rotes Haus
Stadtleben // Artikel vom 28.04.2021
Das Ensemble eines der ältesten Häuser Karlsruhes, die ehemalige Meierei des Schlosses Rüppurr, ist akut gefährdet.
Der Freundeskreis Rotes Haus Karlsruhe hat daher eine Petition gestartet und fordert ein Moratorium der Planung. Am 28.4. fand die Übergabe der bislang gesammelten Unterschriften (ca. 220 handschriftliche und knapp 530 online abgegebene) an Bürgermeister Albert Käuflein und die Leiterin des Stadtplanungsamtes Anke Karmann-Woessner vor dem Rathaus am Marktplatz statt.
„Hat man in Karlsruhe den §34 des BauBG vergessen? Die vorgelegte Planung lässt das vermuten. Von einer Würdigung nachbarlicher Interessen kann unseres Erachtens nicht die Rede sein. Weder wurde die Eigentümerin des Roten Hauses rechtzeitig einbezogen noch hat man sich augenscheinlich um das Ortsbild groß Gedanken gemacht. Betrachtet man das Bundesbaugesetz genauer, kommt man ins Staunen. Dort steht zum Beispiel, dass innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ein Vorhaben zulässig ist, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt. Dabei darf auch das Ortsbild nicht beeinträchtigt werden. Was nun? Bei einem Blick auf die vorgelegten Pläne kann man sich kaum vorstellen, dass das Stadtplanungsamt dieser Art von monströser unproportionierter und undifferenzierter Baumasse zugestimmt haben kann. Erwartet man nicht in Karlsruhe, einer Stadt der Innovation, Technik, Kultur, Architektur und internationalem Städtebau, ein wenig mehr Sensibilität gegenüber einem der ältesten Häuser Karlsruhes? Wie kann es sein, dass ein Gebäudeteil dem Roten Haus so nahe rückt, dass dem Besucher, dem Betrachter, das Gefühl des Daseins in einem Hochsicherheitstrakt vermittelt wird? Wie kann der letzte Zeuge des Rüppurrer Schlosses, das Ensemble des Roten Hauses, so verstümmelt werden? Hat man die Aussage der Stadtregierung vor vier Jahre vergessen, dass hinsichtlich Architektur und Denkmalschutz das Rote Haus, die ehemalige Meierei des Schlosses, eigene Rahmenbedingungen für eine Projektentwicklung setzen wird? Der Freundeskreis bittet daher die Stadt Karlsruhe als Genehmigungsbehörde um ein Moratorium. Keine Baugenehmigung für eine grobe Kiste, die unsensibel hingeknallt, jeglichen Masstab der Umgebung ignoriert! Wir sind für eine schöne, harmonische und dem Ortsbild von Rüppurr, dem Ensemble des Denkmals Rotes Haus Karlsruhe, adäquate Neubebauung des Areals. Wir lehnen aber eine acht Meter hohe und 40 Meter lange brutale Grenzwand, die das Gefühl eines Hochsicherheitstraktes vermittelt, entschieden ab. Keine Ausquetschungen der Landesbauordnung, die den Denkmalsgesetzen Hohn sind. Wir fordern eine schöne neue Bebauung, die bewährten ästhetischen Regeln und Gesetzen folgt. Gerne auch mit einer wohlproportionierten Terrassierung des Gebäudevolumens nach Norden. Planerisch sollte das ein Kinderspiel sein. Wir fordern mehr Respekt und Wertschätzung für einen der ältesten Zeugen Rüppurrer Stadtgeschichte. Zusätzlich zu der überwältigenden Anzahl von Karlsruher und Rüppurrer Unterstützerstimmer unseres Anliegens haben wir Zuspruch, Ermutigung, viele Stimmen aus der ganzen Bundesrepublik und aus dem Ausland erhalten. Darunter angesehene internationale Architekturkritiker und Stadtplaner. Es hat uns überrascht, dass so viele besorgte Rüppurrer die Petition unterschrieben haben, es freut uns, dass es in Rüppurr so viele Menschen gibt, die gleichermaßen Kultur bewahren und ästhetische Belange neben berechtigten wirtschaftlichen Interessen gelten lassen können“, so Jennifer Hillebrand und Hans Robert Hiegel vom Freundeskreis Rotes Haus. -ps/pat
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