Rot und rund - Tomaten in Hülle und Fülle

Stadtleben // Artikel vom 11.07.2013

Irgendwie müssen sie etwas mit dem Paradies zu tun haben, die Tomaten.

Nicht umsonst nennt man die Früchte (streng botanisch sind es Beeren) dort, wo man bekanntlich genauso gut und gerne isst wie in Baden, Paradeiser oder pomo d’oro. Jetzt, im Hochsommer, gibt es sie in Hülle und Fülle. Und betont geschmackvoll. Oder auch mehr oder weniger geschmacklos. Manche der berühmt-berüchtigten, charakterlosen, dafür wässerigen „Holland-Tomaten“ kann davon Klagelieder singen.

Der Stephanplatz (benannt nach Generalpostdirektor Heinrich von Stephan), von vielen gerne fälschlicherweise als Stephansplatz – also mit s – bezeichnet, ist zwar nicht wirklich ein paradiesischer Platz, aber hier bieten sich dem Gemüseliebhaber immer echte Alternativen zu Matschprodukten aus obskuren Massenzuchtanlagen. Zahlreiche Tomatensorten finden sich hier; immerhin gibt es rund 2.800 verschiedene davon. Man muss sie nicht wirklich alle unterscheiden – aber sich auf seinen Markt-Händler verlassen können. Der steht mit Rat und Tat (und etwa einer unverbindlichen Kostprobe) immer hilfreich zur Seite.

Auch beim Bioland-Stand von Ralf Gensheimer (am westlichen Ende des Platzes) aus dem pfälzischen Offenbach (mittwochs und freitags). Hier wird Gemüse noch nach alter Sitte gezogen; Gensheimer war einst reiner Selbstversorger und weiß, was man will und braucht. Oder bei Matthias Preisler (an allen Markttagen). Er hält durchschnittlich sieben oder acht Sorten Tomaten bereit, darunter gelbe Kanaren, „fette“ Ochsenherzen aus der Bretagne oder auch Italiener, die nicht nur mit Form und Farbe punkten, sondern vor allem mit ihrem Geschmack. Auch hier gilt: Probieren geht über Studieren. Verkosten gehört zum Alltag – das ist Markt.

Auch wenn Tomaten das Hauptthema des kulinarischen Sommers sind: Auf dem Stephanplatz gibt es darüber hinaus alles, was das Herz begehrt. Hier lassen sich neben den regionalen Händlern für Gemüse, Obst, Fleisch- und Wurstwaren, Käse- und Molkereiprodukte, Eier und Eierprodukte auch Stände mit internationalen Spezialitäten finden. Etwa Patrick Bouillac, der ausgesuchte Waren, vornehmlich luftgetrocknete Würste aus allen Zipfeln seiner französischen Heimat, mit sehr viel Geschmackssinn und noch mehr Charme feilbietet (freitags).

Fisch, Wild, Geflügel und Lamm aus eigener Aufzucht gibt es bei Gunter Hornung (mittwochs und freitags) ebenso wie Spezialitäten und Leckereien aus der türkischen Küche; wer Honig liebt, ist bei Siegfried Härter (montags und freitags) bestens aufgehoben. Ob italienische Backwaren oder Elsässer Spezialitäten, Kennern wir hier geholfen. Auch die Liebhaber asiatischer Küchenzutaten kommen auf ihre Kosten. Blumenfreunde können ebenfalls nicht klagen; das frische Angebot ist mehr als vielfältig. Dazu gibt es immer wieder kleinere Stände zu entdecken, die den Stephanplatz nicht regelmäßig anfahren, deren Angebot aber Bedarfslücken deckt. Aber: nichts ist perfekt, auch der Platz mit seinem markanten Brunnen nicht. Und schon gar nicht nach dem umstrittenen Umbau vor einigen Jahren.

Wolfgang Velten etwa, Sprecher der Marktbeschicker, ist über die vielen Radfahrer auf dem Platz alles andere als glücklich. „Wenn es wenigstens ein Verbotsschild gäbe“, berichtet Velten von vergeblichen Versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen. Und wenn er schon bei Vorschlägen ist, würde er sich im Namen der Kollegen wünschen, die Stände etwas enger gegeneinander zu stellen, um so mehr Atmosphäre zu erzeugen. Auch die Lkw unter den Bäumen zerstören ihm und den Kollegen die südfranzösische Stimmung. Und er hat noch einen persönlichen Wunsch für den Stephanplatz, auch wenn er die jetzt vorhandenen Kollegen mit frisch-knackigen Backwaren sehr schätzt: „Ein badischer Bäcker!“, das wäre doch die Vollendung.

Doch zurück zu den Tomaten: Der Verein der Köche Karlsruhe lädt einmal mehr zur Verköstigung leckerer Tomatengerichte ein. Die Profis haben eine mediterrane Gemüsepfanne und eine Tomatensuppe mit Basilikumschaum im Angebot; dazu gibt es jede Menge Profi-Tipps und nützliche Hinweise zum Umgang mit der empfindlichen Beere (s.o.). Wer etwas spendet (muss nicht sein!), tut das freiwillig und für einen guten Zweck. Am Sa, 27.7. sind die Tomaten-Köche auf dem Markt in Durlach, eine Woche später (3.8.) auf dem Gutenbergplatz zu erleben und mit Fragen auszuquetschen. -hs

Stephanplatz, hinter der Postgalerie, Markttage: Mo, Mi und Fr 7.30-14 Uhr; Parkplätze: Tiefgarage der Postgalerie

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 7 und 5?

WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL