Schreiben und der KSC
Stadtleben // Artikel vom 13.05.2013
Zwei „Hundertprozentige“ verbinden ihre Leidenschaften.
Spätestens seit „11 Freunde“ wissen wir, dass es über Fußball mehr zu erzählen gibt als nur die Highlights vom letzten Spiel oder wie sich dieses Tor „so angefühlt“ hat. In Karlsruhe gräbt Matthias Dreisigacker mit seinem Magazin „Auf, ihr Helden!“ bereits in der 20. Ausgabe tief in der bewegten KSC-Geschichte und interviewt dafür Personen wie Michael Sternkopf, Rolf Kahn und Manfred Amerell.
Auch Sandra Walzer blickt als Autorin für das KSC-Stadionmagazin „Wildpark live“ alle zwei Wochen darauf, was alles neben Rasen und Tabelle passiert. Wie es ist, auf diese Weise über den KSC zu schreiben, darüber sprachen die beiden auch für INKA tätigen TexterInnen mit Friedemann Dupelius.
INKA: Wie kamt ihr dazu, über den KSC zu schreiben? War das schon lange ein Bedürfnis?
Sandra Walzer: Ich hatte immer schon grob im Kopf, mal irgendwas mit Schreiben zu machen und bin dann auch in die Werbetexter-Richtung gegangen. Seit Anfang der 90er gehe ich regelmäßig als Fan zum KSC und natürlich gab es den Wunschtraum, mal was für den Verein zu machen. 2003 kam ich zum Stadionmagazin, wo man jemanden suchte, um das Heft lockerer zu machen und Themen jenseits des Sportgeschehens zu bearbeiten – so schreibe ich über Spielbälle, die Trikots oder Physiotherapeuten. Das macht es für mich spannend. Ich würde auch nie behaupten, ich wäre Sportjournalistin.
Matthias Dreisigacker: Bei mir war’s ein bisschen anders. Ich bin als Sechsjähriger zum KSC gekommen, habe dann aber in Heidelberg, Jena und Düsseldorf Geschichte und Politikwissenschaften studiert und nebenbei journalistisch gearbeitet. Ich war schon immer geschichtsinteressiert und ein Thema hat mich immer fasziniert: die Aufstiegsspiele 1980 gegen Rot-Weiss Essen. Da war ich dabei, das hat Valencia potenziert, und darüber wollte ich ein Heft machen – das ging ganz schnell, kam im April 2005 heraus und bis heute mache ich damit weiter. Im Gegensatz zu Sandra wollte ich nie für den KSC arbeiten.
INKA: Es geht ja auch darum, wie kritisch man sein will.
Dreisigacker: Generell ist es so, dass ich auf die Freiheit, schreiben zu können, was ich will, sehr großen Wert lege. So eine Auftragsarbeit wäre nichts für mich.
Walzer: Ich glaube, das ist der größtmögliche Unterschied zwischen uns.
Dreisigacker: Dabei bin ich ja nicht weniger Fan als du. Ich bin bald 40 Jahre Vereinsmitglied und daher ein Hundertprozentiger wie du. Ein Journalist hat mal gesagt: „Gerade weil mir mein Verein am Herzen liegt, muss ich ihn kritisieren.“ Ich sage jetzt nicht, dass ich besonders kritisch bin – aber wenn einem Dinge auffallen, kann man die auch ansprechen und mal auseinandernehmen. Das vermisse ich hier in Karlsruhe ab und zu.
Walzer: Auch für mich ist das nicht immer einfach. Ich muss mich manchmal mit meiner Meinung zurückhalten, obwohl ich auch gern mal schimpfen würde. Wenn mal etwas passiert, was für die Außendarstellung schwierig ist, dann muss ich natürlich die Vereinsbrille aufsetzen – aber nicht die rosarote!
INKA: Wie seht ihr die Medienlandschaft rund um den KSC derzeit? Fehlt euch etwas?
Walzer: Was weniger geworden ist, sind die Fanzines, wobei ich aber auch glaube, dass sich das ins Internet verlagert hat. Etwas Grundlegendes fehlt nicht, aber für mich könnte alles noch mehr sein und ein bisschen lebendiger: Mehr Geschichten drumherum, nicht nur über den letzten Spieltag, Geschichten über Spieler mit Hobbys, um mal zu sehen, wer eigentlich hinter dem Fußballer steckt.
Dreisigacker: Ich würde mir wünschen, dass die Medien einen gesunden Mittelweg zwischen Mitfühlen und kritischem Begleiten finden – also keine Hofberichterstattung und kein Boulevard, wo man auf Teufel komm raus Schwachstellen finden will. Für das Heldenmagazin hingegen wünsche ich mir etwas mehr Wertschätzung von Vereinsseite, zumal wir inzwischen vom Vermarkter sogar Behinderungen erfahren müssen. Ich denke, viele Fans freuen sich über die alten Geschichten und der KSC profitiert auch davon, dass seine Tradition einmal erzählt wird. Es reicht nicht, auf Fanartikel ein Bäbberle „Tradition seit 1894“ drauf zu machen, sondern sollte auch zeigen, dass mehr dahinter ist. Unsere Geschichte ist das Pfund, was wir gegenüber Hoffenheim und auch Freiburg haben.
INKA: Wie kommst du eigentlich auf deine Themen aus dieser langen Geschichte?
Dreisigacker: Das ist viel Lust und Laune, viel spontan. Das Heft sollte ja nie chronologisch angelegt sein. Es gibt Themen für 1.000 Hefte, weil das alles so verzweigt ist, so spannend. Es gibt noch viel, das rund um den Verein und seine Akteure aufgeschrieben werden kann!
INKA: Welchen Kontakt habt ihr zu Fans bzw. euren Lesern?
Walzer: Es gibt Leserbriefe – selten, aber die gibt’s! Super ist es natürlich, wenn sich ein Fan aus Ägypten meldet und ins Magazin will oder der Nachwuchs mit dem KSC-Strampler abgedruckt werden soll. Wir haben auch schon Storys über die Fanlandschaft gemacht.
Dreisigacker: Es wird aufmerksam gelesen! Natürlich kommen bei uns mal Fehler vor, die dann sofort bemerkt und von den Leuten korrigiert werden. Es entstehen richtige Diskussionen, auch werden regelmäßig neue Themen vorgeschlagen.
INKA: Bei aller Angst um die Zukunft von Print – als Stadionzeitung muss man sich da wenig Sorgen machen, oder?
Walzer: Noch gibt’s das Ding, der Familienvater kauft es, die Kinder wollen das auch haben, mit dem Poster drin – so bin ich auch schon groß geworden. Wenn man das Heft online erweitern würde, da gäbe es ja tausend Möglichkeiten, dann finde ich das super. Aber Print wird bleiben und das ist auch wichtig.
„Wildpark live“ gibt es zu jedem KSC-Heimspiel im Stadion für einen Euro zu kaufen, das Geld kommt der Jugend zugute;
Übersicht über die bislang 19 Ausgaben von „Auf ihr Helden!“:
www.heldenmagazin.de
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