Städtische Infostelen machen PR für Primark
Stadtleben // Artikel vom 12.02.2015
Wer städtische Infostelen mit einem Hinweis nicht etwa auf den Europaplatz, sondern direkt auf den Textilriesen Primark belegt, dessen Geschäftspraktiken allen, aber auch allen städtischen Öko-Fair-Trade-Prinzipien zuwiderlaufen, ist zu allem fähig.
Und macht nebenbei klar, dass der U-Strab-Bau allein den großen steuervermeidenden Ketten dient, die eine Steuer schon gar nicht zahlen, nämlich die Gewerbesteuer. Und niemand sonst. Eine Entwicklung der Innenstadt oder gar der Stadtteile während der Bauzeit: ebenfalls Fehlanzeige! Nimmt man mal Mühlburg aus. Dort ist mit der langsamsten Baustelle der Stadt begonnen worden. 500 Meter vom Kühlen Krug zur Kaiserallee in einem Jahr. Baufortschritt pro Tag: zirka 20 Zentimeter.
Ein Kommentar von Roger Waltz
Hurra. Nun wurde auch am Kreisel Ecke Wichern-/Herder-/Sophienstraße die Arbeit aufgenommen; dieser müsste ja eigentlich eine Straße weiter Ecke Weinbrenner-/Wichernstraße gebaut werden, wo es bislang immer Probleme gab. An der jetzigen Stelle gibt es keine – daher lieber gleich zurück zum Umbau der Stadt: Unfassbar, wie „die Stadt“ tatenlos zuschaut, wenn ausgerechnet diejenigen, die den „Stadtgeburtstag“ an die Wand gefahren haben, weiterhin sämtliche Gelder für alles verwalten, was die Auswirkungen der U-Strab abfedern soll. Primark belegt spätestens ab Anfang 2016 übrigens ein weiteres Stockwerk der PostGalerie und hat dann rund 6.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Damit drückt die Kette alle Gewerbesteuerzahler im Textilbereich an die Wand. 30 Prozent Besucherrückgänge in der Stadt und bei besonders betroffenen Kulturanbietern sogar 50 Prozent und mehr sprechen Bände. Nun sollen die Gewerbesteuerzahler noch mehr zahlen. Logisch. Siehe oben. Grund: vermutlich die horrenden Millionensummen an Gewerbesteuerausfällen durch den U-Strab-Bau, die nebenbei bemerkt in keiner Kostenkalkulation auftauchen.
Nun wundert es nicht, dass die Fifa-artige Konstruktion aus City Inititative und Stadtmarketing auch im Jahr des „Stadtgeburtstags“ keine einzige neue Idee vorzuweisen hat. Noch besser: keine zusätzlichen Mittel für den Handel? Das Problem mit den Ideen ist noch ein anderes: Über die Jahre wurden engagierten Karlsruhern dort so viele Ideen geklaut (und dann mit Spezis der City Ini umgesetzt), dass niemand mehr Vorschläge machen mag. Erst das Geld, dann die Idee ist momentan der Umgangsstatus beim Stadtmarketing. Ein Elend. Gut daher, dass die damals zuständige BM Mergen die Verträge nach ihrer verlorenen parteiinternen Stichwahl gegen OB-Kandidat Wellenreuther noch mal schnell um fünf Jahre verlängert hat. Auch der profitable „Wirtschaftsspiegel“ der Stadt Karlsruhe wurde für einen Euro an Baden TV verschenkt. Wie das denn? Gab es hier eine Ausschreibung? Nee, aber es gab auch keine aus dem Stadtmarketing für den offiziellen Bierpartner des „Stadtgeburtstags“, Hoepfner. Klar, dass sich auch die Medienaktivitäten der City Initiative und des ihm traditionell untergeordneten Stadtmarketings lesen wie eine Horrorbilanz aus ungarischer Medienpolitik und Fifa-Filz: Die Website ka-city.de, einst aus „Klappe auf“-Inhalten gespeist, sollte eigentlich ka-news.de Konkurrenz machen.
Resultat: ka-city.de wird faktisch nicht mehr gepflegt, ka-news.de seinerseits steht zum Verkauf und versucht sich gerade wieder mit einem inhaltlich anti-journalistischen Magazin für die Brautschau hübsch zu machen. Die Folder der City Ini sind ein reines Beschäftigungsprogramm für angedockte Agenturen. Unterirdisch schlechte Infoteile, inaktuell, sinnlos. Die lange Liste ließe sich mit völlig überteuerten dubiosen Webprogrammierungen weiterführen. Geradezu legendär: die Arbeitszeitkillermaschine „Top-Termine“, ein mittlerweile vom Netz genommenes Kalender-Tool, das bundesweit verkauft werden sollte, obwohl es Derartiges seinerzeit schon bei Google gab – funktionierend und umsonst. „Sonst noch wat dabei?“, fragt der Eifelaner. Ja, auch in Bereichen wie der Parkhausplakatierung oder dem Aufbau eines Flyermonopols versucht man marktbeherrschend zu sein – zu völlig überzogenen Preisen selbst für Mitglieder. Eine „Förderung“ der hiesigen Kultur oder des Handels sieht anders aus. Und: Weder City Ini noch Stadtmarketing wurden gegründet, um bestehenden Unternehmen Konkurrenz zu machen oder sie zu bekämpfen. Sie sollten sie unterstützen!Stattdessen boykottierte man 2011 die Kunstaktion „KulturZeitRäume“, eine Fotoausstellung in 50 Läden der City mit 50 Karlsruher Fotografen. Blatter ging damals persönlich Klinken putzen, um den Ladeninhabern die Teilnahme auszureden. Alle Lieblingsmedien, die die City Ini mit Anzeigen befüllt, wurden verpflichtet, nicht über die Ausstellungsaktion zu berichten. Solche Leute braucht die Stadt nicht!
Gute Zeichen gibt es aber auch: Immerhin ist die Kasig inzwischen gesprächsbereit, was neue Ideen von „Für Karlsruhe“ betrifft. Wir bitten daher einfach mal um Offenlegung der von Kasig, City Ini und Stadtmarketing ausgeschütteten Marketinggelder im Printbereich in den vergangenen Jahren. Eine erste Anfrage ergab, dass das Kooperationsmarketing nicht einmal den Aufsichtsräten Einblick gewähren möchte. Dann vielleicht Frau Luczak-Schwarz? Oder nur dem OB? Oder am Ende auch diesem nicht?
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