Südstadtherz blüht auf

Stadtleben // Artikel vom 01.08.2007

Es tut sich was am Werderplatz.

Neben dem feinen Zuckerbecker, dem leckeren Eiscafé Vita und dem trendigen Gloria Süd gibt es endlich wieder einen Naturkostladen, den traditionsreichen Laden3, der aus der Fußgängerzone hierher umgezogen ist. Außerdem bietet der KOHI e.V. Raum für Veranstaltungen wie Poetry Slams, am 3.8. spielen dort Die Seekadetten ab 20 Uhr.

Außerdem hat sich zur Verbesserung der Platzkultur zumindest an einigen Tagen und zu exklusiven Öffnungszeiten ein ganz besonderer Lichtblick aufgetan: Die Bento Café-Galerie mit ebenso unkonventioneller Konzeption wie Ausstattung. Karsten Schlesier, seines Zeichens neben Bento-Chef auch noch Dozent an der Fakultät Architektur, hat den Innenraum von allen übereinandergeschichteten Einbauten befreit und die Sichtwände der Gründerzeit wieder zutage gefördert. Zu sehr alten Kacheln und Putzpatina wurden alsbald Holzfußboden und eine Beton-Bar gefügt, improvisiertes Mobiliar vervollständigt das Bild – und schon hat das Ganze einen so gar nicht mehr provinziellen Charme, sondern könnte sich auch in den großen Weltstädten dieses und anderer Länder sehen lassen.

Entsprechend gibt es italienischen Kaffee, bayrisches Bier und passend zum Namen des Ladens auch japanische Getränke und Knabbereien: "Bento" ist die Bezeichnung für japanische Snackboxen, die in einzelne Fächer unterteilt sind und durch Auswahl und optisches Arrangement der Speisen regelrechte Gesamtkunstwerke sein können. So ein Gesamtkunst ist auch Karsten Schlesier gelungen.

Er hat einen sehr persönlichen Raum geschaffen, der Kontakte und Ideen fördern soll und als Symbiose von Galerie und Café für Veranstaltungen und Ausstellungen aller Art offen ist. Es gab bereits Video- und Filmarbeiten zu sehen, und im Herbst ist eine etwas andere Schmuckausstellung geplant. Ganz offenkundig hat "die Bento" einen Nerv getroffen, denn in kürzester Zeit hat sie bereits einen hohen Beliebtheitsgrad erreicht. Zielgruppe sind ohne Zweifel die Freigeister der Karlsruher Kulturlandschaft, also Künstler, Theaterleute, Musiker und Studenten verschiedenster Fakultäten, aber auch alteingesessene Südstädter beginnen den Laden zu schätzen.

Leider darf die Bento abends nur bis 22 Uhr offen haben: Dann eine Vernissage zu beenden ist der Sache nicht angemessen. Das Dilemma ist zwar klar, wenn einerseits Bürger nach attraktiven Kultur- und Gastroangeboten lechzen, sich aber andererseits die Anwohner eine Barmeile wie den Ludwigsplatz vor ihren Fenstern verbitten und der alte Bebauungsplan des Werderplatzes Gastronomie außer Wolfsbräu und Gloria sowieso nicht zulässt.

Doch attraktive Gastronomie fördert auch attraktiven Einzelhandel und somit eine allgemeine Stadtteilbelebung und Aufwertung. Bleibt zu hoffen, dass die zuständigen Behörden und Interessensverbände da noch umdenken werden. Der Werderplatz hat lange genug brach gelegen – jetzt treibt er wieder Blüten! -tav

Bento Galerie-Café, Werderstr. 35, Öffnungszeiten: Mi-Sa je 16-22 Uhr

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