Tauziehen um Majolika geht weiter

Stadtleben // Artikel vom 01.12.2023

Majolika

Im Immobilienpoker um das Majolika-Gelände erhöht der Investor Christoph Gröner den Einsatz.

In einer nichtöffentlichen Sitzung mit Gemeinderäten setzte er der Stadt eine Frist: Binnen 18 Monate wolle er das Grundstück übernehmen. Einen passenden Bebauungsplan solle ihm die Stadt noch dazu geben, sonst werde er die 122 Jahre alte Majolika Manufaktur nicht weiterführen. Die Übernahme des städtischen Majolika-Geländes sei ihm beim Kauf der Manufaktur versprochen worden, machte Gröner dabei deutlich. Vonseiten der Stadt sind solche Absprachen allerdings bislang stets dementiert worden.

Bis 2022 gehörte die Majolika Manufaktur noch der gleichnamigen Stiftung, die den Keramikbetrieb mit finanzieller Unterstützung der Stadt betreiben sollte. Im Sommer 2022 vermeldete die Stiftung dann überraschend den Verkauf an die Gröner Group. Der Kaufpreis: 50.000 Euro. Diese Summe wird auch im städtischen Beteiligungsbericht genannt. Eine sehr geringe Summe, um sich den Zugriff auf eines der renommiertesten Grundstücke der Stadt zu sichern. Doch aktuell ist die Majolika für Gröner ein Zuschussgeschäft, das er sich gemäß seiner Fristsetzung nicht mehr lange leisten will.

Im Betrieb der Manufaktur tut sich auch nach der vollständigen Übernahme durch Gröner im Frühjahr 2023 nicht viel. Die Öffnungszeiten wurden halbiert. Seit Juli ist die Keramikausstellung an den Wochenenden gar nicht mehr geöffnet. „Sämtliche Produktionsanlagen und Maschinen sind überaltert und zum großen Teil defekt“, heißt es in der Bestandsaufnahme der neuen Eigner selbst. Auch in das Personal wird nicht investiert. Es soll nur noch eine Person geben, die überhaupt Keramik brennen kann. Eigentlich denkbar schlechte Voraussetzungen für Gröner, das Majolika-Gelände zu übernehmen. Denn nur auf Basis eines „belastbaren und nachvollziehbaren Konzeptes für die Majolika“ könne der Gemeinderat über eine Abgabe des Majolika-Geländes an das Gröner Family Office entscheiden, heißt es auf Anfrage von der Stadtverwaltung.

Einen Wirtschaftsplan dafür blieb Gröner lange schuldig. Jetzt liegt er vor. Zur Aufrechterhaltung des Majolika-Betriebs setzt Gröner auf Mieteinnahmen von über einer Mio. Euro. Ein Boardinghouse, Apartments, Betriebswohnungen, Ateliers, Gastronomie und Events wolle er auf dem Gelände realisieren. Zwischen sechs und 20 Euro Miete ruft er dazu pro Quadratmeter auf. Obwohl von Seiten des Gemeinderats noch einmal klargestellt wurde, dass das städtische Majolika-Gelände nur in Erbpacht abgegeben würde, spricht Gröner regelmäßig auch vom Kauf des Grundstücks. Einen eigentlich bei Erbpacht üblichen Erbpachtzins sucht man in Gröners vorgelegtem Wirtschaftsplan entsprechend vergeblich. -fk

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 1 und 1.

WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL