Wein- & Sektgut Wilhelmshof

Stadtleben // Artikel vom 04.10.2021

Wie feiert man besondere Ereignisse?

Mit Sekt natürlich. Wie aber feiert man einen Sekt? Mit besonderen Ereignissen! Am 11.9. gab sich der Wilhelmshof die Ehre und präsentierte gleich 14 verschiedene Sekte, wie sie in Deutschland noch nicht geschmeckt wurden – zumindest vor 1996 nicht, als Herbert Roth und Christa Roth-Jung zum ersten Mal das Wagnis eingingen, nach traditioneller Verfahrensweise erzeugte Sekte mit langem Hefelager von der Flasche zu lassen.

Bis zu 24 Jahre durften sich die erlauchten 14 ausruhen, bis sie nunmehr einem nicht weniger erlesenen Kreis vorgestellt wurden. Und da auch Barbara Roth und Thorsten Ochocki, die nächste Generation, ein Faible für sensorische Surround-Erlebnisse haben, wurden assistierende Speisen gereicht, Profiterol von dreierlei Käse etwa, Wachtelchen oder gar Siebeldinger Reh mit Wacholderjus, Pfifferlingen und Kräutern. Wie so ein ein zartperlendes Geschöpf, vornehmlich aus Burgundersorten, sich an solch feine Speise anzuschmiegen weiß, das gehört wohl zu den allerletzten kulinarischen Neuentdeckungen unserer Tage.

Patina hat der Wilhelmshof selbst nun ganz gewiss nicht angesetzt. In den vergangenen  Jahren wurde viel um- und eingebaut, sodass man mit Fug behaupten kann: Das Ensemble mit lückenlosem Stammbaum seit dem 17. Jahrhundert ist in der Gegenwart angekommen. Patina! In diesem Fall handelt es sich um ein Kunstwort, das sowohl auf das Alter der Sekte, die Verankerung vor Ort als auch auf die von Natur aus verhätschelte Gegend anspielt: Palatina, die Pfalz. In diesem Fall: die besonders verhätschelte Südpfalz. Und noch besonderer: die Siebeldinger Situation, wo sich die Waldberge der Haardt wie eine Schutzmantelmadonna um die Weinberge herumgruppieren. Nicht zufällig heißt hier eine Lage selbstbewusst „Im Sonnenschein.“

Man muss beides erlebt haben: jenen frischen, quirligen Weißburgunder-Sekt, der sich preislich durchaus an Novizen wendet, aber eben auch einmal so einen Patina Pinot B Brut von 2008 bzw. (noch ein Jahr älter) den Patina Riesling Brut oder gar jenen 1996er Blanc de Noirs Dosage Zero! Was da im Einzelnen passiert, wenn das exquisite Traubenmaterial ewig auf der Feinhefe herumlümmeln darf, das sollten Laien sich nicht anmaßen, verstehen zu wollen. Deswegen studieren Leute wie die Roths und die Ochockis so was ja auch. Und wenn sie sich mit Fachleuten darüber unterhalten, versteht man Null. Es bleibt eben ein Geheimnis – und genau so schmeckt das auch: Wie Beethoven einen seiner Deutschen Tänze konstruiert hat, das lässt sich vielleicht noch nachvollziehen; wie aber den zweiten Satz des 5. Klavierkonzerts, das nun eben nicht mehr. Es ist halt eine Sache für Genies – drunter geht es nimmermehr.

Alles zu seiner Zeit, möchte man sagen. Und wie gut, dass der Wilhelmshof beides bietet: Feiertägliches wie Alltagstaugliches. Riesling vom Buntsandstein, Weiß- oder Grauburgunder vom Muschelkalk werden auch als Stillweine durchdekliniert, sodass für jeden Anlass und Typus etwas dabei ist, es sei denn für Asketen. Von herausragender Güte: Spätburgunder, jüngst wieder vom „Falstaff“als der allerbeste prämiert. Es entspricht der Grundeinstellung der Wilhelmshöfer, das Besondere eines jeden Moments, der uns auf Erden vergönnt ist, zu würdigen; und so schufen sie ein Gesamtkunstwerk der Lebensfreude, wo sich nicht nur die lukullischen Genüsse, sondern auch die schönen Künste zu Hause fühlen – nicht nur, aber auch bei den „Siebeldinger Kunstwochen“.

Oftmals ist die Geschichte schon erzählt worden, wie während einer Livesendung im Deutschen Fernsehen Wilhelmshof-Sekte berühmte Champagner ausgestochen haben; nicht, dass man damit angeben würde, aber es war nun einmal der Auftakt einer bis dahin unvorstellbaren Karriere heimischer Hochqualitätsprodukte. Dass die Roth-Ochockis Auszeichnungen wie den „Bundesehrenpreis“ in schöner Regelmäßigkeit sammeln, versteht sich bei dieser Präzisionsarbeit von selbst. Darauf ein wunderbares Gläschen Sekt! Es muss ja kein Patina sein. Kann aber ... -johu

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