Wiedereinweihung des Deserteursdenkmals

Stadtleben // Artikel vom 10.02.2023

Nein zum Krieg ist auch eine ganz persönliche Frage.

Nicht erst mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird die Kriegsdienstverweigerung für viele sehr akut. Die Konsequenzen können existenziell sein. Allein in Deutschland sind während der Zeit des Nationalsozialismus 30.000 Deserteure zum Tode verurteilt worden. „Das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung wird gerade in einem Krieg in aller Regel nicht anerkannt“, sagt Stefan Lau von der DFG-VK Karlsruhe. Schon in den 80er Jahren warb die Friedensorganisation mit einer lebensgroßen Gipsfigur „Der unbekannte Deserteur“ auf Aktionen demonstrativ für eine öffentliche Kriegsdienstverweigerung. Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, suchten sie in Karlsruhe einen festen Platz für ein Deserteursdenkmal – die Stadtverwaltung weigerte sich aber, einen öffentlichen Platz zur Verfügung zu stellen. Im Hof des Gewerbehofs fand das Denkmal 1990 Asyl.

Aufgrund von Bauarbeiten musste das Denkmal vor einigen Monaten verlegt werden. Den Anlass nutzte die Grüne Gemeinderatsfraktion, um eine Verlegung des Denkmals zu fordern. „Diese Gelegenheit soll dazu genutzt werden, um es aus einem Hinterhof an eine zentrale Stelle in der Stadt Karlsruhe zu versetzen“, fordert ihr Fraktionsvorsitzender Jorinda Fahringer. Die DFG-VK unterstützt die Initiative und schlägt eine Verbindung mit der schon älteren Forderung nach einem Friedensdenkmal vor. Im Gewerbehof haben sich derweil einige an das Denkmal gewöhnt und wollen es gerne am bisherigen Ort behalten. Doch dass es in Karlsruhe ähnlich wie in Hamburg oder Köln bald einen zentralen Ort für das Denkmal geben wird, daran glauben ohnehin nur die wenigsten. Der Antrag der Grünen wird vorerst nur zu unbestimmter Zeit im Kulturausschuss diskutiert.

Einstweilen wurde im Gewerbehof ohnehin ein neuer Platz gefunden: Am Fr, 10.2. wird ab 17 Uhr die Wiedereinweihung des Deserteursdenkmals begangen. Im Anschluss lesen Rudi Friedrich und Talib Richard Vogl über Krieg, Desertion, Verweigerung und Asyl. In der szenischen Lesung „Run Soldier Run“ (18 Uhr) kommen Verweigerer mit ihren Tagebüchern und Gedichten zu Wort. Auch ihre Lieder werden von Friedrich und Vogl mit Trommelschlägen, Trompete, Gitarre und Gesang immer wieder intoniert. Und währenddessen ist beim Blick aus dem Café Palaver das Deserteursdenkmal nicht weit... -fk

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